Cd-Besprechung

Ricochets - The Ghost Of Our Love

Ricochets

The Ghost Of Our Love

Glitterhouse / Indigo
  Vö: 23.08.2004

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  7.1 Punkte
Stimmenzahl: 21

Das Musikgeschäft treibt bisweilen lustige Blüten. So auch und insbesondere im Falle der Norweger The Ricochets. Denn gäbe es einen Wettbewerb in Sachen originalgetreuer Verwirklichung von Rockstar-Mythen, so wären die Ricochets ein heißer Anwärter für den Finaldurchgang, was sich besonders an ihrer fast schon amüsanten Bandgeschichte ablesen lässt. Mehrfache löste sich die Band auf, fand irgendwie aber stets wieder zusammen, nicht ohne in der Zwischenzeit munter am Personalkarussell gedreht zu haben. Auszug gefällig? Auf ihrem Debüt „Slo-Mo Suicide“ wirkten neben den Protagonisten Trond Andreassen, Alexander Kloster-Jensen und Knut Olsen noch Kjetil Hansen und Ole Bjerkebakke mit. Die letztgenannten beiden Herren fielen aber offenbar einer der zahlreichen Schlägereien auf der Bühne zum Opfer, die jeden Auftritt der Ricochets begleiteten. Für „The Ghost Of Our Love“ wurden die vakanten Stellen wieder besetzt. Mit niemand geringerem als Morgan Mikkelsen und Sven Poppe Jr. Kaum in der Band verließ Morgan Mikkelsen diese unmittelbar nach den Aufnahmen wieder und wurde durch Paul Alexander George Haglung II ersetzt. Da behalte mal ein Mensch den Überblick.

Neben all dem Beiwerk soll aber ja auch mal die Musik der Ricochets ein wenig zur Sprache kommen, denn die lässt sich wirklich hören. Direkter Garage-Rock mit Schmackes und nicht wenigen Anleihen an die 60er, der in den eher wenigen ruhigen Momenten Erinnerungen an Madrugada und die Doors weckt. Die Orgel am Anfang an von „Pick Up The Phone“ etwa lässt den Hörer noch mal schnell im Booklet nachlesen, ob hier Ray Manzarek als Gastmusiker verpflichtet wurde. Das ist zwar nicht der Fall, die Ähnlichkeit ist aber frappierend. Und auch der zunächst schleppende Titeltrack „The Ghost Of Our Love“ verbreitet eine wunderbar düstere Atmosphäre, die von Madrugada nicht besser hätte fabriziert werden können. „Nobody Around“ hat das Zeug zum Ohrwurm. Negatives lässt sich hier kaum aufführen. Die Songs sind vielfältig und stimmig arrangiert, handwerklich gut gemacht und lassen auch in Sachen Abwechslungsreichtum eigentlich keine Wünsche offen. Allein musikalische Tugenden wie Innovation oder gesteigerte Experimentierfreude haben sich die Ricochets nicht auf die Fahne geschrieben. Das allerdings dürfte bei denjenigen, die ohnehin Freude an dieser Art von Musik haben, wahrscheinlich nicht zu Übelkeit führen.

Zu wünschen bleibt, dass den Ricochets noch eine längere Schaffensperiode vergönnt sein möge. Allein die zu erwartenden personellen Veränderungen versprechen bessere Unterhaltung als das Abendprogramm des deutschen Fernsehens. Ach, und übrigens: dem Album liegt als kleines Präsent gleich noch das Debüt „Slo-Mo Suicide“ bei. Wenn das mal nicht angesichts der Krise der Musikindustrie ein Kaufanreiz ist.

9 Punkte (von max. 15)

Martin Baum17.08.2004

TRACKLIST
1. The Ghost Of Our Love ***
2. Nobody Around ***
3. Come Around Over
4. Pick Up The Phone ***
5. I Know You’re Gonna Leave Me
6. Cheater At Heart
7. Red Lights
8. Depressive Side Of Town
9. Bad Shape ***
10. Guess It’s Time
[ *** Anspieltipps ]

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