Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.8 Punkte
Stimmenzahl: 5
Schon seltsam. Das Debütalbum von Portugal. The Man ist das zweite begeisternde Album einer Band aus Alaska in den letzten Wochen. Verbirgt sich da eine besondere Talent-Quelle in den verschneiten und saukalten Weiten dieses nördlichen Zipfellandes? Anders als bei den 36 verrückten Fäusten wird man durch den Sound dieser jungen Band allerdings nicht unmittelbar am Schlafittchen gepackt, sondern eher sanft aber bestimmt in einen Rausch geschaukelt. Irgendwo zwischen dem hektisch tanzbaren Chaoscore der Blood Brothers (Chicago) und dem entspannten Americana-Emo-Pop von Melee (Bad Bad Levi Brown) setzt sich hier ein Sammelsurium aus Stilen zusammen.
Unaufgeregt, hypnotisch und melancholisch pendeln sich die Stücke in unser Gehör ein und hinterlassen tiefe Spuren. Eine angestrebte Genre-Einordnung schlägt definitiv von Anfang an fehl, zu vielseitig agieren die Jungs zwischen elektronischen Beat-Einschüben, hoch geschraubten Stimmlagen, la-la-la Chören, Handclaps, beschwörenden Gitarrenläufen und sonst noch allerlei Brimborium. Die einzige Konstanz ist höchstens die, dass es keine gibt. Jeder Track hält neue Impressionen bereit und will individuell entdeckt und erobert werden. Also besser nicht zu früh die Segel streichen. Anschmiegsam und leicht zu händeln geht anders, soviel ist klar. Waiter: „You Vultures!“ ist eine Entdeckungsreise, die die Band viel Überwindung, Einsatz von Geld und Zeit, sowie gehöriges kreatives Potential gekostet haben dürfte.
Man kann sich von diesem seltsamen und neuartigen Album einlullen oder entführen lassen, je nachdem. Den leicht zu entschlüsselnden Hit kann man in diesem schillernden Haifischbecken jedenfalls lange suchen. Es gibt viele schöne Melodien, viel Pop und Harmonie, aber eben so verpackt, dass es uns nicht zu leicht gemacht wird. Hier und da hätte man sich ein wenig mehr Fokus und Entschlossenheit gewünscht, auch mal in die vollen zu gehen, auch mal einen schmachtvollen Ohrwurm-Refrain einzubauen. Aber wenn man nach zahlreichen Hördurchgängen der 13 Songs immer noch halb verzaubert, halb verstört und ziemlich ratlos die Stoptaste betätigt, wird klar: Portugal. The Man konnten nicht anders, konnten ihr Debüt so und nur so gestalten, und vielleicht ist das auch besser so.
11 Punkte (von max. 15)
Bogatzke , 21.06.2006
TRACKLIST
1. How The Leopard Got Its Spots ***
2. Gold Fronts ***
3. Stables And Chairs
4. AKA M80 The Wolf
5. Marching With 6
6. Elephants
7. Waiter
8. Chicago
9. Bad Bad Levi Brown ***
10. Kill Me The King
11. Tommy
12. Horse Warming Party
13. Guns... Guns... Guns
[ *** Anspieltipps ]
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