Cd-Besprechung
Leserwertung: 10.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Pink Floyd sind nahezu jedem Musikhörer ein Begriff. Die wandlungsfähigen Künstler haben mit Konzeptalben, Lichtshows und einem bisher unerreichten Klang neue Maßstäbe im Rock- und Popgenre gesetzt. Die Frühphase der Band sowie die das Hoch der Hippie-Zeit in England dokumentiert nun diese DVD.
"Tonight let´s make love in London as if it was the year 2001." Mit diesem verheißungsvollen Satz beginnt die DVD und entführt in eine (aus mehreren Aufnahmen zusammengeschnittene) Live-Performance des Songs "Interstellar Overdrive". Tanzende Hippies, Zeitungsausschnitte mit Schlagzeilen zum Zeitgeist wie "Girls Are Looking Like Boys Who Look Like Girls" und der psychedelische, treibende Sound vermitteln das unmittelbare Gefühl, dabei zu sein. Die Band wird auch im Studio gezeigt, Mode, bekleidete und unbekleidete Frauen gibt es zu sehen, aber schon ist "Interstellar Overdrive" am emotionalen Tiefpunkt angelangt, kriecht nur noch vor sich hin - bevor es langsam wieder aufersteht aus einer Trance von gefrickelten Gitarren und an- und ausgedrehten Effekten. Alles wird schneller, gewinnt an Kontur und das Motiv kommt wieder zum Vorschein. Aber der Song verschwindet nochmals in einem Schlagzeug-Durcheinander. John Lennon ist zu sehen und weitere Impressionen aus dem Publikum verschmelzen Hör- und Sichteindruck ehe "Interstellar Overdrive" im Finale versiegt.
Der zweite Song, "Nick´s Boogie" ist noch experimenteller und weniger nachvollziehbar als "Interstellar Overdrive". Es werden weniger Bilder aus dem Publikum gezeigt, die Band steht im Vordergrund. Erstaunlicherweise ist danach der Hauptteil der DVD abgeschlossen - es sind nur noch ein kurzes Video mit dem Namen "Peter Whitehead´s 60´s Experience" sowie ein Kommentar des Regisseurs Peter Whitehead und Kurzinterviews mit Mick Jagger, Michael Caine, Julie Christie und David Hockney enthalten.
Die extrem kurze Gesamtspiellänge kommt einem allerdings länger vor, da sich besonders "Nick´s Boogie" zieht. Selbst bei den damaligen Zuschauern scheint sich nur durch Bewusstseinserweiterung der Genuss einzustellen. Als experimentelles Beispiel hätte durchaus "Interstellar Overdrive" genügt. Danach hätte ein lockerer Song wie "See Emily Play" oder "Arnold Layne" der DVD sehr gut getan. Die ersten Minuten der DVD sind allerdings wirklich hervorragend, danach wird von zunehmender Trance des Zuschauers ausgegangen. Dass man dann die Spiellänge verzeiht oder nichtssagende Interviews (insbesondere mit Julie Christie) interessant findet, mag sein. Doch dem heutigen Publikum wird damit zu viel (oder zu wenig) zugemutet. So bleibt der Kauf der DVD nur für absolute Pink Floyd-Fans und Zeitbegeisterte interessant.
6 Punkte (von max. 15)
Burkhard Fückel, 17.04.2006
TRACKLIST
Interstellar Overdrive ***
Nick´s Boogie
60´s Experience
[ *** Anspieltipps ]
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