Cd-Besprechung
Leserwertung: 7.3 Punkte
Stimmenzahl: 18
"Demonstrieren: Sonntags!" von Pete Blume also. Komischer Plattentitel, komischer Bandname, Aufmerksamkeit schon erregt. Ein Indiz für Qualität ist das allein aber bekanntermaßen noch lange nicht, und schon beim Lesen des Promotextes wächst die Skepsis: Sind diese 5 Jungs wirklich so wild und unkonventionell wie beschrieben, haben sie wirklich so viele Dorfdiskos bespielt und interessiert es eigentlich irgendjemanden, dass Bassist Simon auf Tour scheinbar dauernd kotzen muss? Für eine gewisse Qualität spricht hingegen Produzent Swen Meyer, der ja bekannt ist für Großtaten bei Bands wie Kettcar und Tomte. Aber lassen wir doch die Songs für sich sprechen.
Die Single "In all den Jahren" macht den Anfang und lässt tatsächlich auf ein erfrischend-unkompliziertes Sommeralbum schließen, erinnert der tolle Refrain doch sehr an die alten, unverbrauchten Sportfreunde Stiller und besitzt dabei trotzdem eine gewisse Eigenständigkeit. Dazu eine markante Stimme mit unpeinlichen Texten - was will man mehr? Mehr davon zum Beispiel. Denn im folgenden beginnt das große Kopieren: "Nichts ändern" bedient sich kräftig bei Incubus, "Lieber weiter fern" holt die verstaubten Dicke-Hose-Riffs aus dem dunklen Keller, in dem die neueren H-Blockx ihren Ausschuss aufbewahren (kein Wunder, dass die besungene Freundin "lieber weiter fernsieht"). Dabei pendelt sich "Demonstrieren: Sonntags!" als Ganzes immer irgendwo zwischen laut und leise, zwischen Revolverheld und Echt ein. Auch wenn Pete Blume das sicher nicht wollen, denn eigentlich sind sie ja viel härter. In "Hörst du Lieder" hört man neben schnellen (absolut kantenfreien) Gitarren auch den irgendwie wütenden Sänger "Matte", der sich empört auslässt über den "Pussyrock" der im Radio läuft. Mit der Musik seiner Band könne man schließlich "die Nachbarn stören".
Zum Zeitpunkt dieser Kritik an der Popmusik von heute hat man bereits 20 Minuten Musik gehört, die exakt nirgendwohin zielt außer auf eine hohe Chart-Platzierung. Und viel mehr passiert dann auch nicht mehr, denn nach einer trotz allem manchmal recht kurzweiligen halben Stunde geht den wilden Rockern auch schon die Puste aus.
Pete Blume sollten sich darüber klar werden wohin die Reise gehen soll, denn für die Top Ten hilft ein aufgesetzter Punk-Appeal herzlich wenig. Und falls sie wirklich weiter die Integritäts-Schiene fahren wollen, sollten sie sich für das zweite Album lieber aus dem eigenen kreativen Fundus bedienen. In diesem Falle würde die Endstation für Pete Blume sicherlich nicht nur im Vorprogramm von Revolverheld liegen.
PS: Einen kleinen Sympathiepunkt gibts zusätzlich, weil sie die unsägliche "Remmidemmi"-Coverversion von ihrer Myspace-Seite nicht aufs Album genommen haben...
4 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 26.02.2008
TRACKLIST
01. In all den Jahren ***
02. 1000 Uhr
03. Nichts ändern
04. Lieber weiter fern
05. Die Teile
06. Regenkind
07. Hörst du Lieder
08. Stern
09. Hey
10. So wie du
11. Traumtänzerin
12. Scherben
[ *** Anspieltipps ]
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