Cd-Besprechung
Leserwertung: 12.2 Punkte
Stimmenzahl: 17
Haha! Eine Band, die sich Oma Hans nennt, muss den Humor mit Löffeln gefressen haben! Geht ja gar nicht anders! Dazu noch das unansehnliche Cover mit Bildern von weiblichen und männlichen „Prototypen“ heutiger Großstadt-Teenies lässt sogar vermuten, dass der vermeintliche Witz passend dazu schlimmstenfalls in selbe plumpe „sozialkritische“ Richtung geht.
Denkste, weit gefehlt. Aber hallo. Humor sucht man hier erstmal verzweifelt. Den findet man wenn überhaupt erst ganz spät und zwischen den Zeilen und in Relation zur klaren Ausrichtung. Denn das mit der Sozialkritik aber, das IST Oma Hans.
Der Hass gegen die Welt im Ganzen und die Mitmenschen scheint hier erstmal omnipräsent. Wie sonst ist diese Aggressivität, mit der Jens Rachut hier vorträgt, nein, eher pöbelt und wütet, zu erklären? Ist da jemand unausgeglichen? Polternde, rumpelnde und recht geradeaus gehende simple Drum- und Basslinien und meist schnelle Gitarren mit wenigen Akkorden untermalen ein verstörtes Bild. Impressionismus nennt man so was wohl.
Dumm und schlicht „Dagegen!“ ist „Peggy“ aber bei weitem nicht. Zu gute halten muss man dieser Kampfansage in purster Form, dass sie sich nämlich nicht mit den üblichen Klischees aggressiver Lieder beschäftigt a.k.a. Liebeskummer, Kriege und Politiker. Vor allem mit Liebe hat „Peggy“ in Ihrer Ausrichtung ungefähr soviel zu tun wie Oma Hans mit Mainstream. Beschreibung von Alltags-Lethargie wie hier in „Neue Büsche“ ist da noch das am öftesten gezeichnete Bild, was sich auch bei anderen Bands wieder findet. Oder die Niedermachung einer heutigen künstlichen Musik-Landschaft in „Gummiwände“. Aber nie so direkt und kompromisslos. Viel schlauer verpackt ist es sonst das böse Umfeld, das kleine, was längst keiner mehr bemerkt, was wirklich schlimm ist. Weg mit all den Selbstverständlichkeiten, kann denn bitte mal nur einer nachdenken?! Sollen sie doch machen, die Menschen, sie werden schon sehen was sie davon haben.
Die Melodie bleibt dabei leider etwas auf der Strecke. Das man hier keine Popsongs serviert bekommt ist zwar genauso logisch wie zwingend, aber trotzdem bleibt nichts wirklich hängen, was einen die Repeat-Taste drücken lassen möchte. Zwar ist „Peggy“ weitaus eingängiger als man beim ersten Hördurchgang vermuten möchte, aber „Die Mole“ mit weiblichen Hintergrund-Gesang ist, wahrscheinlich gerade deswegen, das einzige was so richtig im melodieverliebten Ohr hängen bleibt.
Die Texte und die Attitüde aber bleiben, ob man es mag oder nicht. So stehen nach knappen 30 Minuten jedenfalls ein Haufen achso böser Screamo- oder Punk-Bands daneben wie Kindergartengruppen…
8 Punkte (von max. 15)
Fabian Soethof, 15.01.2005
TRACKLIST
01.Neue Büsche
02.Gummiwände
03.Der Kreisverkehr
04.Der Rasenmäher
05.Die Mole
06.Julia
07.Sofa in Singapur
08.Das Leichenkleid
09.Apachen über Hamburg
10.Tinitus
11.Königin der U-Boot Stadt
12.Aus Stahl
[ *** Anspieltipps ]
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