Cd-Besprechung

Nneka - No Longer At Ease

Nneka

No Longer At Ease

Yo Mama (Sony BMG)
  Vö: 25.04.2008

Bewertung:  15 Punkte
Leserwertung:  10.8 Punkte
Stimmenzahl: 13

Unheimlich schwer fiel mir die Entscheidung, wie ich die Rezension des neuen Albums "No longer at ease" der in Hamburg lebenden nigerianisch stämmigen Nneka beginnen sollte. Zu groß war der Wunsch, dem Album in seiner Beschreibung auch gerecht zu werden und das überwältigende Gefühl vom Hören in eine angemessene sprachliche Version zu fassen. Mit ihrem nunmehr zweiten Album liefert Nneka ein Werk in Qualität und Umfang, das einem die Sprache verschlägt.

Der Opener "Death" führt direkt an das Thema des Albums und Nnekas Musik heran, die Erfahrungen und Berichte aus Nigeria, die Nneka in ihrer Musik verarbeitet. Auch der Albumtitel soll schon signalisieren, dass Nneka "no longer in peace" ist, mit den Geschehnissen in der Welt. Sie selber sagt, dass sie keine Unterhaltungsmusik macht, sondern vielmehr ihre Erfahrungen teilt und hofft, damit den Menschen etwas geben zu können. Und das tut sie. Verpackt in mitreißenden Beats, ihrer souligen Stimme und dem richtigen Maß an Rap und Hip Hop behandelt Nneka ernste Themen und trifft dabei genau den Nerv. Der Nachdruck in ihrer Stimme und den Beats fordern heraus und bewirken die Beschäftigung mit ihren Texten und der Thematik.

Von dieser gelungenen Kombination kann man sich bei jedem einzelnen der 15 Songs und den über 60 Minuten überzeugen. Spätestens beim zweiten Track des Albums und der Vorab-Singleauskopplung "Heartbeat" kann ich nicht mehr an mich halten. Am liebsten würde man für den Drum'n'Bass geprägten Song sofort die Wiederholungsschleife einlegen. Ganz besonders wird hier der Nachdruck durch wiederholen der einzelnen Worte des Refrains deutlich. Der ganze Körper bekommt hier das im Song liegende Gefühl zu spüren. Besonders zu empfehlen ist dabei auch das Video zur Auskopplung, das man auf Nnekas Homepage ansehen kann (http://www.nnekaworld.com/). Einen Rhythmus mit ähnlicher Wirkung verwendet Nneka auch in "Suffri". Auch hier arbeitet sie mit Wiederholungen, durch den veränderten Einsatz ihrer Stimme und der Verwendung des so genannten Pidgin-English wirkt der Song jedoch völlig anders als "Heartbeat".

In dem ruhigeren "Mind vs. Heart" thematisiert Nneka auch ihren Glauben, der in ihrem Leben eine große Rolle spielt.
Anklage gegen die westliche Welt erhebt Nneka besonders deutlich in "Niger Delta", in dem sie das Verhalten von ausländischen Firmen im Heimatland anprangert. Dabei wird Nneka nicht einseitig vorwurfsvoll und eintönig, sondern schreckt auch nicht davor zurück, in "Come with me" die Menschen im Allgemeinen und auch das eigene Verhalten kritisch zu betrachten. Aber Nneka gibt die Hoffnung trotz der vielen schlechten Erfahrungen nicht auf, "together we will achieve" sagt sie zu den Brüdern und Schwestern in dem mit Bläsern und Klavier versehenen "Streets lack love". Neben all den Anklagen und Vorwürfen darf natürlich eine Ode an ihr Afrika und ihre Heimatstadt "From Africa 4 you" nicht fehlen.

Nach einem 40 minütigen hochklassigen Programm schafft Nneka mit den letzten 3 Songs, "Focus", "Kangpe" und "Deadly Combination" ein ebenfalls erstklassiges Finish. Mit einer gelungenen Kombination aus Rock, Reggae und Hip Hop (Focus), dem karg instrumentierten aber eingängigen "Kangpe" und "Deathly Combination" schließt sich ein Kreis aus beeindruckenden Musikstücken.

Nach einem wohl viel zu ausführlichen Blick auf die Titel nun der Nachtrag zu Nneka und dem Album selbst: Die 27 jährige Nneka Egbuna wurde in der Großstadt Warri im Niger Delta geboren und wuchs dort unter den musikalischen Einflüssen ihrer Generation von Hip Hop bis Afro-Beat auf. Beide Stile sind unbestritten in Nnekas Musik bestimmend. Aber auch Soul und Reggae finden ihren Platz auf "No longer at ease". Mit 19 zog es Nneka Richtung Europa, wo sie in Hamburg DJ Farhot kennenlernte, mit dem sie seither eng zusammenarbeitet und der auch für die Produktion des Nachfolgers zu Nnekas Debut "Victim of Truth" verantwortlich war. Nnka blieb bis heute in Hamburg und studiert dort an der Uni Anthropologie. Trotzdem schaffte sie es, seither schon in aller Welt und mit Künstlern wie Gnarls Barkley, Seed und Sean Paul auf der Bühne zu stehen.

"No longer at ease" lässt bei mir keine Wünsche offen und bescherte mir in diesem Jahr eine großartige Abwechslung: Songs, bei denen man am Text nicht vorbeikommt und sich trotzdem nicht abschrecken lässt, Beats, die bis in Mark und Bein erschüttern und einen Stimmte, die nicht nur an Lauren Hill erinnert, sondern meiner Meinung nach noch viel vielfältiger eingesetzt wird. Am besten sofort reinhören und kaufen ist meine Empfehlung.


Tourdaten:

13.05.08
Stuttgart

14.05.08
Köln

15.05.08
Wiesbaden

16.05.08
Heidelberg

17.05.08
München

18.05.08
Berlin

22.05.08
Hamburg

13.08.08
Hagen

15.08.08
Mülheim/Ruhr

15 Punkte (von max. 15)

Maja Schwob12.05.2008

TRACKLIST
1. Death***
2. Heartbeat ***
3. Mind vs. Heart
4. Suffri***
5. Come With Me
6. Gypsy
7. Halfcast
8. Something To Say
9. Streets Lack Love ***
10. Niger Delta ***
11. From Africa 2 U ***
12. Running Away
13. Focus***
14. Kangpe
15. Deadly Combination
[ *** Anspieltipps ]

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