Cd-Besprechung

Nirvana - In Utero - 20th Anniversary Edition

Nirvana

In Utero - 20th Anniversary Edition

Geffen Records (Universal)
  Vö: 20.09.2013

Bewertung:  14 Punkte
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Nachdem vor zwei Jahren bereits der 20. Jahrestag der Veröffentlichung des Nirvana-Albums "Nevermind" bereits ausgiebig mit einer entsprechenden "Anniversary-Edition" gefeiert wurde, ist nun der Nachfolger "In Utero" an der Reihe. Ähnlich wie sein Vorgänger wird auch das dritte Nirvana-Studioalbum in etlichen Formaten erhältlich sein - angefangen bei der Standard-CD-Version bis hin zum dicken (und entsprechend teuren) Boxset.

Anniversary-Edition sind ja auch immer ein gutes Anzeichen dafür, wie schnell die Zeit verstreichen kann. "Nevermind" und "In Utero" erschienen quasi in der Blüte meiner Jugend und demzufolge verbinde ich mit beiden Alben auch etliche Erinnerungen. Natürlich auch die an den Suizid von Nirvana-Fronter Kurt Cobains Anfang 1994, durch den das Sprachrohr einer ganzen Generation auf so überaus dramatische Weise aus dem Leben schied.

Im Gegensatz zu "Nevermind", dessen Erfolg ja mehr oder weniger überraschend und über Nacht kam, lastetete im Vorfeld der Aufnahmen von "In Utero" ein riesiger Druck auf die Seattle-Band. Denn der Erfolg bzw. der Durchbruch auf breiter Front des seinerzeit neuen Musikgenres Grunge war zu einem nicht unerheblichen Teil auf "Nevermind" zurückzuführen, auch wenn Bands wie Soundgarden oder Pearl Jam ebenfalls einen (bescheidenen) Teil hierzu beigesteuert hatten. Dementsprechend riesig waren natürlich die kommerziellen Ambitionen der Plattenfirma (was Nirvana wohl eher weniger interessiert haben dürfte) und die Erwartungshaltung der Fans. Eigentlich würde das alleine ja bereits ausreichen, um die anstehenden Aufnahmen als schwierig einzustufen. Im Falle Nirvanas kam jedoch noch der massive Drogenmissbrauch Cobains hinzu, der vor allem auf Tour immer unübersehbarer wurde.

Dem Album haben Cobains Drogeneskapaden jedoch nicht geschadet - im Gegenteil: für mich stellt die Scheibe den kreativen Höhepunkt der leider nur kurzen Schaffensphase Nirvanas dar, auch wenn "In Utero" in der öffentlichen Wahrnehmung irgendwie nie aus dem Schatten von "Nevermind" heraustreten konnte. An mangelnder Provokation hat es jedenfalls nicht gelegen, denn hier zog die Band wieder alle Register. Nachdem insbesondere in Amerika etliche Menschen den Schnippel des Babys auf dem "Nevermind"-Cover als anstößig enpfanden, kredenzten Cobain & Co. nun auf "In Utero"-Coverrückseite eine Collage mit Föten und Innereien, die natürlich ebenfalls aneckten. Passend hierzu auch die Songnamen; ein Titel wie "Rape Me" steht wohl für sich und braucht keiner weiteren Worte. Den größten Vogel schossen Nirvana abe rmit dem Sound der Scheibe ab, da die Jungs die Verzerrer bis zum Anschlag aufgedreht hatten, weshalb Geffen - die Plattenfirma - das Album ursprünglich gar nicht veröffentlichen wollten.

Musikalisch offenbarte sich dem Hörer mit "In Utero" innerlich zerrissenes Album, dessen Widersprüchlichkeit jedoch seine Klasse ausmacht. Keine handzahmen, angepassten Songs, sondern wilde Ungestümtheit gepaart mit melancholischen Anflügen und mit Songs bestückt, die auch zwei Jahrzehnte später nichts von ihrer Ausstrahlung verloren haben. "In Utero" ist ein letztes Aufbäumen einer Band, die bereits wenige Monate später Geschichte sein sollte, wodurch dem ursprünglich ins Auge gefassten Albumtitel "I Hate Myself And Want To Die" posthum eine besondere Bedeutung zukommt.

"In Utero" ist ebenso wie sein Vorgänger "Nevermind" ein Album, ohne das eine gut sortierte Musiksammlung definitiv nicht vollständig ist. Insofern ist das Album also ein Pflichtkauf - ob es allerdings die Anniversary Edition sein muss, lasse ich mal dahingestellt. Denn einen Unterschied zwischen der Originalversion und der remasterten Version kann ich zumindest auf Anhieb nicht feststellen. Und auch die ganzen Bonusdreingaben sind wohl eher was für beinharte Fans der Band und weniger etwas für den Massenmarkt. Denn die Remix-Versionen haben zwar einen besseren Klang, büßen dafür aber viel von ihrem Charme ein und auch die überwiegend instrumentalen Demoversionen sind bestenfalls nettes Beiwerk.

14 Punkte (von max. 15)

Jürgen 24.09.2013

TRACKLIST
Tracklist der Deluxe-Edition:

CD 1 (Originalversion)

1. Serve The Servants
2. Scentless Apprentice
3. Heart-Shaped Box
4. Rape Me
5. Frances Farmer Will Have Her Revenge On Seattle
6. Dumb
7. Very Ape
8. Milk It
9. Pennyroyal Tea
10. Radio Friendly Unit Shifter
11. Tourette's
12. All Apologies

Bonus Tracks:
13. Gallons Of Rubbing Alcohol Flow Through The Strip
14. Marigold
15. Moist Vagina [2013 Mix]
16. Sappy [2013 Mix]
17. I Hate Myself And Want To Die [2013 Mix]
18. Pennyroyal Tea [Scott Litt Mix]
19. Heart-Shaped Box [Original Steve Albini 1993 Mix]
20. All Apologies [Original Steve Albini 1993 Mix]


CD 2 (2013 Remaster)

1. Serve The Servants
2. Scentless Apprentice
3. Heart-Shaped Box
4. Rape Me
5. Frances Farmer Will Have Her Revenge On Seattle
6. Dumb
7. Very Ape
8. Milk It
9. Pennyroyal Tea
10. Radio Friendly Unit Shifter
11. Tourette's
12. All Apologies

Bonus Tracks (Demoversionen):
13. Scentless Apprentice
14. Frances Farmer Will Have Her Revenge On Seattle
15. Dumb
16. Very Ape
17. Pennyroyal Tea
18. Radio Friendly Unit Shifter Instrumental
19. Tourette's
20. Marigold
21. All Apologies
22. Forgotten Tune Instrumental
23. Jam
[ *** Anspieltipps ]

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