Cd-Besprechung

Nathaniel Rateliff - Falling Faster Than You Can Run

Nathaniel Rateliff

Falling Faster Than You Can Run

Thirty Tigers (Alive)
  Vö: 31.01.2014

Bewertung:  10 Punkte
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Hinter dem Namen „Nathaniel Rateliff“ verbergen sich der Singer-Songwriter Rateliff selbst und seine vier Bandkollegen. Es ist das zweite Album, welches die Folker aus Denver unter diesem Namen einspielten. Ein weiteres nahm Rateliff noch davor zusammen mit „The Wheel“ auf.
Ich schreibe vereinfacht über den Singer-Songwriter Nathaniel Rateliff und dessen auf „Falling Faster Than You Can Run“ aus der Ich-Perspektive besungenen Charakter.
Die Band möge es mir verzeihen.

Der auffälligste Unterschied zum Vorgänger „In Memory Of Loss“ ist die Reduzierung der Musik. So wurden z.B. Klavier, Mundharmonika und Streicher beinahe komplett weggelassen oder weit in den Hintergrund verbannt. Weil es zusätzlich stellenweise mit mehr Tempo daherkommt, fühlt sich das Album zugleich rockiger an.
Der Fokus liegt nun noch mehr auf Rateliffs Emotionen, die er jetzt roher auf die Welt loslässt.

„Wounds“ sind es, die ihn umtreiben. Sie rahmen das Album zwischen dem ersten Song „Still Trying“ und dem Titeltrack am Schluss ein und ziehen sich als roter Faden durch die elf Lieder.
Auf diesem Album wird viel gefallen, geprügelt, heruntergewürgt, ausgespukt und gebrannt. Es brechen Zähne und fliegen Steine gegen Köpfe. Auswärtsspiel mit Dynamo Dresden ist dagegen Kaffeefahrt.
Wärme und Geborgenheit sind eher ferne Erinnerungen oder bestenfalls eine zarte Hoffnung.
Auch meine bescheidenen Interpretationsfähigkeiten reichen aus um zu erschließen, wo diese martialischen Worte herkommen. Wer nun die englischen Texte nicht studieren mag, dem hilft ein Blick auf das Cover zur Not auch weiter.
Rateliff gibt zu Beginn zu, to not „know a god damn thing“. So bleibt es dann auch für mich offen, wer hier wem die größeren Schmerzen zufügt, warum eigentlich und wie verdient das alles ist. Spricht er nämlich anfangs eher von eigenen Verletzungen, deutet er am Schluss an, dass seine Perspektive fehlerhaft sein könnte und kümmert sich anschließend um die Wunde des Gegenübers.

Passend zu den Texten sind auch Rateliffs Stimme und die ihn unterstützende Musik voller Intensität. Diese LP fordert mit einer erstaunlichen Dynamik die Aufmerksamkeit des Hörers ein.
Während ein Stück wie „I Am“ beinahe zum Stehen kommt und die Gefühle vollkommen entblößt in der Stille zwischen den Noten schweben lässt, wird im rockigen „Nothing To Show For“ die Verzweiflung lauthals in die Welt geschrien.
Aber auch innerhalb der Songs ist das Auf und Ab der wogenden Emotionen stets zu spüren. Geschickt wird eine stille Anspannung aufgebaut, die sich dann in Eruptionen entlädt, die die aufgewühlten Lyrics betonen.

Rateliffs näselnde Stimme, bei der ich an Jan Delay denken muss, hat dafür die passende Bandbreite.
Es gelingt ihm, sich gewandt zwischen beinahe verspielt (z.B. „Right On“), sanft melancholisch und gequält aufheulend zu bewegen.
Zusätzlich wird er gerade in den lauteren Momenten häufig von Pope und Davis unterstützt.

„Falling Faster Than You Can Run“ ist kein gemütliches Folk-Album.
Zu eindringlich sind der Gesang und die Botschaften und zu unruhig die pulsierende Musik.
Wer es aber mal direkt und schmerzhaft braucht, sollte sich dieses Album anhören. Dazu empfehle ich billigen Whiskey aus einem dreckigen Glas.

10 Punkte (von max. 15)

Mark L.24.02.2014

TRACKLIST
01. Still Trying
02. I Am
03. Don't Get Too Close (***)
04. Laborman
05. How To Win
06. Nothing To Show For (***)
07. Right On
08. Three Fingers In
09. Forgetting Is Believing
10. When Do You See (***)
11. Falling Faster Than You Can Run
[ *** Anspieltipps ]

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