Cd-Besprechung

Naked Lunch - Songs for the exhausted

Naked Lunch

Songs for the exhausted

Motor (Universal)
  Vö: 01.03.2004

Bewertung:  12 Punkte
Leserwertung:  12.0 Punkte
Stimmenzahl: 47

Soviel steht fest. Keine österreichische Band hat in den vergangenen Jahren für so viel Aufsehen gesorgt wie Naked Lunch. Gestartet als Post-Grunge-Band, Anfang der Neunziger Vorgruppe diverser Grunge-Legenden, blieben Naked Lunch dem Rock und sich selbst treu, um mit 'Songs for the exhausted' ein ganz neues Kapitel zu schreiben.
Das Album stellt in gewisser Weise eine Abrechnung mit den korrupten Musikkonzernen dar, in der, obwohl innovativ und qualitativ hochwertig, anscheinend kein Platz für Naked Lunch war. Und so nehmen die Österreicher alles was musikalisch scheinbar nicht zusammenpasst, werfen es quasi in den Mixer, und machen daraus eine schmackhafte Platte. Österreicher sind ja eher bekannt für einfache kulinarische Spezialitäten. Doch was Naked Lunch hier bieten, ist ein Spitzengericht, hochkomplizert zubereitet, bestehend aus allem, was die Leute sonst so in die Mülltonne hauen würden (die Pizza ist wohl ähnlich entstanden). Naked Lunch schmeißen blubbernde Beats, übersteuerte Sounds und vergewaltigte Gitarren in besagten Mixer und schaffen damit ein kleines musikalisches Meisterwerk. Koordinierte Streicherarrangements und wundersame Pianoklänge würzen das ganze zu einer Köstlichkeit ab. Die zerbrechliche Stimme birgt Verzweiflung und Hoffnung zugleich in sich.
"God" ist ein würdige Opener, der die Richtung des gesamten Albums bestimmt. "First man on the sun" klingt zunächst nach den großen Vorbildern The Notwist, bis der Refrain das erste Mal einsetzt. Vergleiche zu der besagten deutschen Band, sowie zu Radiohead, Blur (the deal) und dEUS, drängen sich im Verlaufe des Albums immer wieder auf. Letztenendes ist die Platte aber ein so noch nicht gehörtes, eigenständiges Werk. Liebe, Verlust und Trauer werden ebenso thematisiert (stay, lost it all) wie Ausharren, Optimismus (the deal). Am Ende kommt der Untergang "the retainer", großartig inszeniert und mit Streichern schaurig untermalt.
Was Naked Lunch hier gelungen ist, kann getrost als "kleine Sensation" bezeichnet werden. Grandioser, nachdenklicher Pop aus dem tiefsten der Seele.

12 Punkte (von max. 15)

Benjamin Großmann29.02.2004

TRACKLIST
01.god
02.first man on the sun
03.king george
04.stay
05.lost it all
06.in your room
07.the deal
08.man without past
09.solitude
10.the retainer
[ *** Anspieltipps ]

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