Cd-Besprechung

Myk Jung - Der Herr der Ohrringe

Myk Jung

Der Herr der Ohrringe

Plöttner Verlag
  Vö: 15.03.2012

Bewertung:  13 Punkte
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So sehr ich auch J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ mag; mit Büchern anderer Autoren, die an den „Herrn der Ringe“ angelehnt sind, habe ich bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht. Da wäre zum Einen „Der Herr Der Augenringe“ von Dschey Ar Tollkühn und Margaret Carroux – eine Persiflage auf Tolkiens Werk, das ich trotz seines eher bescheidenen Umfangs nie komplett durchgelesen habe, weil es schlicht und ergreifend schlecht war. Liane Wollenschlägers „Die dunkle Macht“ ist zwar keine Karikatur des „Herrn der Ringe“, sondern wurde als dessen Fortsetzung konzipiert, erreicht aber bedauerlicherweise ebenfalls nur ein bescheidenes schriftstellerisches Niveau. Zudem handelte sich die Autorin mit der unlizensierten Verwendung von Orten und Charakteren aus Mittelerde einigen Ärger ein und musste meines Wissens nach das Buch (sowie die Fortsetzungen) in den späteren Auflagen komplett umschreiben. Vor diesem Hintergrund war ich mir nicht sicher, was ich von Myk Jungs „Der Herr der Ohrringe“ zu erwarten hätte, welches ebenfalls als Parodie auf den „Herrn der Ringe“ veröffentlicht wurde.

Sprachlich ist das Buch bisweilen ein harter Brocken, da es zu Jungs Stil gehört, möglichst lange und ineinander verschachtelte Sätze zu verwenden. HDR-Fans werden zudem zunächst darüber klagen, dass „Der Herr der Ohrringe“ wesentliche Teile des Originals einfach auslässt wie z.B. der Kampf der Gefährten auf der Wetterspitze, Frodos unglücklicher Auftritt im „Tänzelnden Pony“ oder die Bekanntschaft mit Tom Bombadil und dem alten Weidenmann. Doch der Scheint trügt, bedient sich der Autor doch eines genialen Tricks, indem er die Geschichte einfach zwei Mal hintereinander erzählt und in der zweiten Version die übergangen geglaubten Schauplätze einbaut, dafür aber einige der Schauplätze aus der ersten Erzählung weglässt.

Hierdurch schafft er es, zwei grundsätzlich komplett eigenständige Handlungsstränge zu erschaffen, die zwar gemeinsame Berührungspunkte haben, hinsichtlich der vorkommenden Orte aber nur an wenigen Stellen überlappen wie z.B. bei den Mienen von Moria oder in Elronds Haus in Bruchtal, wobei selbst hier die Handlungen beider Geschichten nicht identisch ablaufen.

Ich habe mich bislang der Namen des Originals bedient, einerseits weil es sie leichter von der Hand gehen, zum Anderen aber auch, weil die Lesbarkeit dieses Artikels vor allem für HDR-Fans erhöht wird. Tatsächlich verwendet der Autor natürlich andere, den Originalen ähnlich klingende Namen. So wird aus Frodo z.B. Frohdoof, Hobbits sind Hobbknicks, statt nach Lothlórien kommen die Gefährten nach Devotien und beim Einen Ring handelt es sich um einen Ohrring (nebst allerlei anderer Eine wie z.B. das Eine Diadem, die eine Haarspange und – als mächtigstes aller Kleinode – der Eine Ehering). Auch ansonsten wird Tolkien-Fans hier so einiges verkehrt vorkommen, sind die Charaktere doch arg verzehrt wiedergegeben. So wird Awon (Arwen) als sexsüchtiges Luder dargestellt, die mit Saurum (Sauron) anbandelt, aber keine Augen für Marathorn (Aragorn) hat, der deshalb vor lauter Kummer und Verzweiflung immer Schwerter zerknickt.

Ansonsten liefert Myk Jung hier aber eine äußerst lesenswerte Alternativversion des „Herrn der Ringe“, die kurzweilig und witzig ist und mit einem weiteren Pfund wuchern kann: Die aus meiner Sicht recht nervigen Lieder und Gedichte, die im „Herrn der Ringe“ ja teilweise über mehrere Seiten hinweg wiedergegeben werden, finden sich hier nämlich nicht.

13 Punkte (von max. 15)

Jürgen 26.04.2012

TRACKLIST
• Broschiert: 260 Seiten
• Verlag: Plöttner Verlag; Auflage: 1 (15. März 2012)
• Sprache: Deutsch
• ISBN-10: 3862110532
• ISBN-13: 978-3862110537
[ *** Anspieltipps ]

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