Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.1 Punkte
Stimmenzahl: 18
My Morning Jacket = Americana? Neo-Folk? Das waren vielleicht die drei Vorgänger. Heute heißt es: Aufstehen. Der "Wordless Chorus" ist schon da. Mit Drumcomputern, Synthesizern und einem wortlosen "Haaaaaaa"-Chorus (…) macht er nicht mehr, als das Ende eines Traums und das langsame Wachwerden zu begleiten. Statt Soli wird jener Chorus einfach mal als Disco-Falsett auf die Spitze getrieben. Verwundert macht man da die Augen auf. "It Beats 4 You", das wird Dein Tag! Gestern bist Du noch zu Radiohead, Tiger Lou und den Turin Brakes eingeschlafen.
Schon das Cover der operierenden Vögel und das kindliche Booklet bilden eines der seltsam-charmantesten Layouts des noch jungen Jahres. "Z" selbst klingt wie eine Divine Comedy, ist niemals weder einsamstes Singer/Songwriter-Leiden a la Conor Oberst noch Stadion-Orchester-Euphorie Richtung Polyphonic Spree. Sondern irgendwo genau dazwischen, die Grenzen auslotend. Und da steht es richtig gut im Strumpf. "Lay Low" ist nur der schönste Tag des Riff-Ausflugs in die Siebziger, um so bestimmt zu enden, wie es im Woodstock-Nebel niemand hätte schaffen wollen. "Gideon" hallt wie Klimt 1918. Und alles schmeckt wie ein großer voller Süßigkeiten-Topf der Musikgeschichte. Alleine in "Anytime" ist viel zuviel drin für einen Chris Martin, zum Beispiel. "Knot Comes Loose" wäre auch für Ryan Adams gut genug, "What A Wonderful Man" ist eine Riesenparty und allein schon die Legitimation für My Morning Jacket. "Off The Record" feiert ähnlich enthusiastisch weiter, während "Into The Woods" mit Sänger und Songschreiber Jim James´ enormen Stimmspektrum und Zirkus-Reminiszenzen beeindruckt. "Dondante" erreicht als abschließender Abendsonnen-Jam die Acht-Minuten-Schallgrenze und wirkt mit James´ leidlich-hoher Stimme bisweilen zerfahren und schwerfällig, zeigt aber My Morning Jacket´s ganzes Spektrum auf: Gitarren-Sprengsel, schleichendes Umherblicken, Aufdrehen, Abdrehen, Riffs für die ganz große Bühne. Als ob Radiohead, Neil Young und A-ha sich als Fans der Secret Machines outen würden.
Und die Welt ist am Ende des Tages schon irgendwie eine gute. Und Z der letzte Buchstabe unseres Alphabets. Wo wir keine Wörter mehr finden und es magisch und bunt wird. Vielleicht setzt dieses grandiose Album genau da an.
12 Punkte (von max. 15)
Fabian Soethof, 26.01.2006
TRACKLIST
01.Wordless Chorus
02.It Beats For You
03.Gideon
04.What A Wonderful Man***
05.Off The Record***
06.Into The Woods***
07.Anytime
08.Lay Low***
09.Knot Comes Loose
10.Dondante
11.Chills (Bonus Track)
[ *** Anspieltipps ]
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