Cd-Besprechung

Motion City Soundtrack

Commit This To Memory

Epitaph
  Vö: 06.06.2005

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Du suchst neue Musik für Dein Auto? Im Sommer zum See fahren und Fenster runter? Du magst melodiösen Punkrock? Das Alkaline Trio ist dir zu düster? Blink 182 zu glatt? Hot Water Music zu unpoliert? Dann ist der Motion City Soundtrack der Richtige für Dich! Denn poppige Melodien stehen Schlange auf „Commit This To Memory“. Alleine die Rahmenbedingungen garantieren das beinahe: Produziert wurde der Nachfolger zu „I Am The Movie“ von Mark Hoppus, Teil des dreiköpfigen Blink 182-Affen. Das verspricht Hitkompatibilität und Melodien. Noch nicht Argument genug? Bei gut der Hälfte der 12 Songs drehte Mark Trombino die Mix-Knöpfchen. Und der verhalf schon Jimmy Eat World regelmäßig zu druckvoll-emotionalem Feinschliff. Immer noch nicht überzeugt? Das Ergebnis nennt sein zuhause „Epitaph“, und darüber noch Erklärungen zu verlieren hieße ja Eulen nach Athen tragen, oder so ähnlich.

„Attractive Today“ – Opener und sympathische Standortbestimmung zugleich. „Everything Is Alright“ setzt in Sachen catchy pop gleich einen obendrauf – die Keyboard-Investition muss sich schließlich auch lohnen. Und wenn dann mit „When You’re Around“ der Chevy unter den Vorstadt-Cruisern aus der Garage gefahren wird, scheint klar: Die haben a) entweder viel Feuer zu verschießen oder b) schon alles rausgeknallt, um blendend das noch folgende zu überschatten. Denkste. Verkleidet als Ballade holt „Resolution“ die Kids zwar erstmal wieder vom Garagendach runter, aber nur um sie gleich danach wieder hochzujagen. „Together We’ll Ring In The New Year“ ist der zweite Runterkommer, sitzt beseelt aber nicht allein abseits der Party auf einem Mauervorsprung des Nachbargartens. Überall schwingt eine kleine rotzige Melancholie Marke Samiam mit, die Kids werden erwachsen. Aber apropos: Aufstehen! „Hangman“ und eigentlich der Rest auch macht den Abschied der großartigen Get Up Kids und die Erinnerung an „Something To Write Home About“ nicht ganz so schmerzhaft, huldigt es ihnen fast in jeder Note. Der Rausschmeißer „Hold Me Down“ hätte so auch auf das vorerst letzte Lebenszeichen der Produzenten-Kapelle gepasst.

All das macht: Jede Menge Namen, Zitate und Verweise. In vielen Fällen gleichzusetzen mit nicht vorhandenem Eigen-Profil, im Falle von Motion City Soundtrack aber die wirklich große Stärke. Warum? Weil sie zwar darum wissen, aber nicht damit dreist hausieren gehen. Wozu auch, denn wo die Jungs auf einer Sturmfrei-Party aufspielen und die Teens zum ersten Mal dazu rumknutschen (wem es bisher immer noch nicht in den Sinn kam: remember Aaron Spelling-Produktionen oder American Pie 1-100), werden die Nachbarn eh nicht lange zuhause bleiben. Entscheidender Unterschied aber zum College-Mainstream: Zwar teilweise auch etwas zu glatt gebügelt, aber nicht zu dick aufgetragen. Zwar altbekannt im Geschmack und trotzdem frisch wie die erste Pulle Bier läuft ein Schluck nach dem nächsten die Kehle runter. Und da freut man sich ja auch, dass man weiß, was einen erwartet. Summer Mix-Tape here we go.

11 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof, 06.06.2005

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