Cd-Besprechung

Men Women & Children - dto.

Men Women & Children

dto.

Inkubator/Soulfood
  Vö: 20.10.2006

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  14.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

"Men Women & Children retten ABBA ins neue Jahrtausend" sagen manche. Nun, wenn beim Blick ins Inlay selbiger gleich auf schnurrbärtige Stirnband- und Muskelshirtträger fällt, versprüht das tatsächlich gleich mehr artifiziellen Sex-Appeal, als einem schon in den Siebzigern lieb sein konnte. Sieht nach einer mutigen Gratwanderung zwischen Style und Trash aus, und anders rezipieren ABBA heute viele ja auch nicht. Dieselbe Mission haben sich beide auch auf die bunt angesprühten Fahnen gemalt: "Bringen wir den Club zum Platzen und den Dancefloor zum überkochen!" Der wohl elementarste Unterschied dabei aber: Men Women & Children schöpfen ihren Eifer aus der musikalischen Vergangenheit der letzten 40 Jahre und wissen um sämtliche Faux-Pas, die sich da so geleistet werden können. ABBA haben sich einflussärmer selbst erfunden. Schauen wir also lieber ins Jetzt: Da steht die vielleicht einzigartigste Post-Hardcore Band Glassjaw nach einem Meilenstein-Debüt am Rande des Personals- und Daseinskarussels, das durch die krankheitsbedingten Ausfälle von Sänger Daryl Palumbo nicht langsamer wird, und plötzlich steht selbiger da grinsend mit Dan The Automator unter der Diskokugel, auf der zwar noch Punk und Indie draufsteht, die aber strahlend frisch vielmehr Hip Hop, Disco und Pop ausleuchtet. "Das kann ich auch" muss sich Daryls ehemaliger Gitarrist Todd Weinstock mutmaßlich da gedacht haben, und wenn man so will, macht er diesen Kurswechsel sogar noch konsequenter. Heißt: Mehr Glam, mehr Schweiß, mehr Keyboards, mehr Schminke. Unvermeidlich, dass das Ergebnis, das in den USA schon seit einem guten Jahr zu haben ist, zwangsläufig mit allem kokettiert, was es da so anschielt und reichlich überambitioniert klingt. Aber nur so funktionieren vielleicht gute Tanzbretter, die die Schuhe zum qualmen bringen wollen. Da muss hyperventiliert ("We´re Losing O²"), gehechelt und gehüpft werden, wenn es einem der Mob doch gleich tun soll. Lauter "Monkey Monkee Men". Da müssen die zackigen Gitarren sich selbst überholen, wenn es sowieso schon an jeder Ecke quietscht und fiept und blinkt. Letzteres in großen Neon-Lettern, die den Eingang in die Disco nicht verfehlen lassen. "At Night We Like To Fight." Und kurz bevor die Sonne wieder aufgeht, platzt der Bauch auch sowieso fast von all den mächtigen Cocktails und der angeklebte Pornobalken verabschiedet sich auch, bevor der Schweiß trocknet. Dann war es eine gute Party, aber jede Nacht sitzt die Schlaghose dann auch nicht.

9 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof23.10.2006

TRACKLIST
01. Dance In My Blood***
02. Lighting Strikes Twice In New York***
03. Photosynthesis (We´re Losing O²)
04. Who Found Mister Fabulous?
05. Messy
06. At Night We Like To Fight
07. Monkey Monkee Man***
08. Time For The Future (Bang Bang)
09. The Name Of The Train Is Hurricane
10. !Celebracion!
11. Sell Your Money
12. Vowels
[ *** Anspieltipps ]

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