Cd-Besprechung
Leserwertung: 0.0 Punkte
Stimmenzahl: 0
Reisefreunde mit Hang zu Dingen wie „Tod, Zerstückelung, Drogen und Gier“ aufgemerkt: Ted Stevens – Mitglied der Omaha-Veteranen Cursive – macht mit ein paar Kumpels Urlaub und wir dürfen ihm bei allen seelischen Abgründen über die Schulter schauen. Selten liest sich ein Info-Zettel so spannend und macht derart viel Lust auf das Album: „Bushido Karaoke führt uns auf eine Reise vom alten zum modernen Westen, von Australien nach Mesopotamien, zur Hölle und zurück und in die Höhlen der Vergangenheit“. Ja, da meldet man sich doch sofort an. Keine Pauschalreise. Individualtourismus in der Seele. „Morbide und obszön“. Auch dieses Extra sei dazu gebucht. Die Koffer gepackt. Von mir aus kann es dann losgehen.
Vorbei am Country, mitten durch den Blues und mit stets unverstellter Aussicht auf den Saddle Creek Hintergrund – die Koordinaten sind schnell genannt. Seien es die Banjos, die Percussion, die Geigen oder die Bläser und das gerade am Anfang des Albums hervorragende Songwriting, Heimweh mag hier unter Garantie nicht aufkommen. Schon bald gipfelt die Reise im gigantischen „Standing In Line At The Gates Of Hell“. Klirrende Hitze, eine Wüste, in der Ted Stevens alles Leid der Welt laut das Leid der Welt beklagt. „Continental Grift“ steht dem mit seinem interessanten instrumentalen Zwischenteil ebenso wenig nach wie das wundervoll arrangierte „Hidden Leaves“. Phantasievoll, emotional dicht und mysteriös.
Aber dann geht den Reiseführern doch ein bisschen die Puste aus. Stücke wie „Old World New World“ oder „I’m Not Afraid To Die“ bleiben spürbar hinter oben genannten Songs zurück. Wenn dann in Form von „Burned My Hands“ oder „Billy Boy Blues (Day Of The Dead Blues)“ auch noch relativ uninspirierte Leisetreterei hinzutritt, ist man doch spürbar erleichtert, wenn das an Jarvis Cocker gemahnende „Rock And Roll Can’t Save Your Life“ für Versöhnung sorgt.
Nicht nur thematisch, sondern auch qualitativ ist „Bushido Karaoke“ eine Berg-und-Tal-Fahrt. Was stellt man bloß mit einem Album an, dass eine Handvoll geradezu geniale Songs enthält, diesen enorm hohen Standard im übrigen aber leider nicht halten kann? Vielleicht sollte man sich zunächst bei der örtlichen Reiseleitung beschweren und für die Zukunft eine noch sorgfältigere Auswahl der Reiseziele anmahnen. Ach egal. Nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei.
9 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 29.06.2005
TRACKLIST
1. Pelf Help
2. Booze & Pills
3. Standing In Line At The Gates Of Hell ***
4. Continental Grift ***
5. Old World New World
6. Hidden Leaves ***
7. Father Time
8. I'm Not Afraid To Die
9. Rock And Roll Can't Save Your Life
10. Burned My Hands
11. Dave D. Blues (How To Make It Sting Like A Career)
12. Billy Boy Blues (Day Of The Dead Blues)
13. Exquisite Corpse
14. Song Of The Scaffold
[ *** Anspieltipps ]
LINKS
Leserkommentare
Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.
- Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.
BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT
Neue Beiträge im FORUM
- Pelicans Dyson Daniels Wounded 15.12.24, 16:32 // Danieldevon2
- Der letzte und der erste Song des Jahres... 14.12.24, 17:21 // duffytraciezs
- Geld 14.12.24, 17:14 // duffytraciezs
- Saufen für Profis 14.12.24, 17:08 // duffytraciezs
- What Manufacturer 14.12.24, 16:59 // duffytraciezs
- eigene Handschrift deuten 14.12.24, 16:51 // duffytraciezs
- eure namen auf japanisch 14.12.24, 16:45 // duffytraciezs
- Suche ähnliche Stimme wie.... 14.12.24, 16:40 // duffytraciezs
- Proteste in Burma 14.12.24, 16:29 // duffytraciezs
- The exceptionally unusual partnership 14.12.24, 16:14 // duffytraciezs