Cd-Besprechung

Malcolm Middleton - Into The Woods

Malcolm Middleton

Into The Woods

Chemikal Underground / Rough Trade
  Vö: 20.06.2005

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

Es scheint doch so etwas wie Gerechtigkeit auf der Welt zu geben. Gerade hat man die größte Trauer über den allzu frühen Abgang der Delgados verwunden, schon spült das Schicksal die nächste Großtat aus Glasgow in hiesige Gefilde. Malcolm Middleton – eine Hälfte von Arab Strap – beglückt die Welt mit seinem zweiten Solo-Album und leistet – als wäre dies des Glücks noch nicht genug – ein klein wenig Arbeitsbeschaffung für (teils ehemalige) Mitglieder der Delgados, Mogwai oder der Reindeer Section. Herausgekommen ist eine schöne Reise durch den Indie-Rock. Folk und Songwriter-Romantik findet man ebenso. Ein bisschen düster und verzweifelt darf man zwischendurch auch mal sein. Und wie, es kann noch schöner kommen? Oh, ja: hübsche Sarkasmen säumen des Hörers Weg und zaubern ein Schmunzeln in noch jedes Gesicht: If you don’t break my heart, I’ll do it myself. I’ll fuck my guitar, I’ll drink myself deaf.“ Ja doch, hier fühlt man sich schnell heimisch.

Wer sich schon mit Arab Strap vertraut gemacht hat, der wird sich problemlos zurechtfinden im Kosmos des kongenialen Schotten, dessen Stimme stets den Mittelpunkt der Songs bildet. Da finden sich wieder die fernab aller Epik aufspielenden Geigen, da finden sich die dezenten elektronischen Spielereien – an Details mangelt es gewiss nicht. Und trotzdem bleibt es stets Pop. Dabei scheint „Into The Woods“ sogar ein wenig vielseitiger als die letzten Arab Strap Alben zu sein. Sei es das doch stark an Nick Cave zu „Murder Ballads“-Zeiten gemahnende „Devastation“ oder das vergleichsweise ungestüme „Loneliness Shines“ – für Abwechslung und Spannungsbögen ist gesorgt.

In den besten Momenten sorgt Middleton mit seinen gewohnt intimen Songs für eine veritable Gänsehaut und eine tiefgehende Identifikation. In anderen spannt er den Hörer mit sperrigen Arrangements beinahe auf die Folter. Darum muss man sich Zeit nehmen für dieses Album, das so gar nicht in die Jahreszeit passen will. Wer trotz sommerlicher Temperaturen ein Faible für tiefgründige und teils düstere Pop-Musik hat, zu der man sich den Zugang zum Teil erst erarbeiten muss, der ist mit „Into The Woods“ bestens bedient.

11 Punkte (von max. 15)

Martin Baum21.06.2005

TRACKLIST
1. Break My Heart ***
2. Devastation ***
3. Loneliness Shines
4. No Modest Bear
5. Monday Night Nothing
6. Bear With Me
7. A Happy Medium
8. Autumn ***
9. Burst Noel
10. Choir
11. Solemn Thirsty
12. A New Heart
[ *** Anspieltipps ]

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