Cd-Besprechung

Lake Placid - Make More Friends

Lake Placid

Make More Friends

Universal
  Vö: 07.02.2005

Bewertung:  7 Punkte
Leserwertung:  14.5 Punkte
Stimmenzahl: 2

Langeweile? Nix los? Keine Freunde? Lust auf Menschenexperimente? Nur zu! Man sperre acht hyperaktive Dänen in eine mit Musikinstrumenten üppig gefüllte Scheune, nehme ihnen das Ritalin ab, reiche dafür Kaffe im Übermaß und entziehe ihnen über einen Zeitraum von acht Wochen den Schlaf. Danach sehe man – in aller Vorsicht – mal nach, was die Sippe alles so angestellt hat. Mit einiger Sicherheit lässt sich behaupten, dass dabei ein Album wie „Make More Friends“ herauskommen würde. Der Langeweile wäre damit zumindest vorübergehend abgeholfen.

„Ladies and gents, this is where it all begins“ ruft Sängerin „T.K.“ zu Beginn des Openers „Me And My Friends“. Vollkommen sinnbefreit, aber ansatzweise sympathisch. Musikalisch erweckt der Song sogleich Reminiszenzen an die schottischen Infantil-Terroristen „Bis“: rhythmische Hektik gepaart mit den trashigsten Synthies seit 1986. Aber einen Unterschied kann man doch ausmachen: von der kindisch subversiven Energie der Schotten ist hier nichts übrig geblieben. Bei all der überdrehten Spielfreude gibt man sich im Lager von Lake Placid stets abgeklärt, ja fast schon brav.

Überhaupt deuten die Wegweiser hier in Richtung Pop. Stücke wie „Get Up“, „Are You With Me“ oder „We Are The Lakes“ zeichnen sich durch Stilvielfalt und Eingängigkeit aus, bieten aber lyrisch kaum mehr als Allgemeinplätze. Für sich genommen wäre dies kein Beinbruch, führte die stete Party-Attitüde nur nicht zu Ermüdungserscheinungen, ließe die Stimme von „T.K.“ in höheren Lagen (etwa bei „We All Bleed“) nur nicht die Haare des Hörers zu Berge stehen. Schnell erweist sich: die ruhigen Stücke stehen Lake Placid am besten zu Gesicht. Dumm nur, dass „Make More Friends“ mit Ausnahme der Songs „This Air“ und „To Enjoy Life“ nur wenige solcher Stücke aufweisen kann. Wenngleich bei „To Enjoy Life“ die gesangliche Orientierung an Björk daneben geht, handelt es sich doch um den Song mit der weitaus größten Halbwertszeit.

Man kann das böse Verdikt der Langeweile umschiffen. Man wird aber nicht viel weiter gelangen, als diesem Album mit wohlwollender Indifferenz gegenüber zu treten. Keine Ahnung, was hier falsch gelaufen ist. Vielleicht sollte man statt acht Dänen derer sechzehn einsperren. Aber es ist zu befürchten, dass da ja noch viel exzessivere Partys gefeiert würden. Und spätestens an diesem Punkt würde dann niemand mehr zuhören wollen.

7 Punkte (von max. 15)

Martin Baum07.02.2005

TRACKLIST
1. Me And My Friends
2. Is This Love
3. Get Up
4. Chimes
5. This Air ***
6. Are You With Me
7. We Are The Lakes
8. My Machine
9. To Enjoy Life ***
10. We All Bleed
[ *** Anspieltipps ]

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