Cd-Besprechung
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Ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk hat sich Mastermind Tilo Wolff für seine Fans ausgedacht. Während sich der Kreativkopf durchschnittlich alle zwei Jahre mit einem aktuellen Album meldet, schafft es aus verschiedenen Gründen nicht jeder neue Song auf ein Album. Als Dateileichen im Schatten verstauben müssen sie aber dennoch nicht, denn nun ist die Zeit gekommen, da sie der Öffentlichkeit präsentiert werden. In 20 Jahren Bandbestehen sind doch einige Songs zusammengekommen, die gänzlich unveröffentlicht waren und nun das Album „Schattenspiel“ bilden.
Eindrucksvoll ist schon die Zeitspanne, denn die ersten vier Songs, sind stattliche 20 Jahre alt, sie stammen aus dem Jahr 1990, als sich die deutsche Gruftszene noch in den Kinderschuhen befand. Minimalistisch und elektronisch geht es zu Werke, was ein Fan der Anfangstage von Lacrimosa auch genau so erwartet. Und doch wird „Schuld und Sühne“ den einen oder anderen überraschen, da der Song ein EBM-Gewand trägt.
Und weiter: Wolff nimmt den Hörer mit auf die Reise durch die Jahre 1992 („Dreht euch“), 1993 („Dem Ende entgegen“) bis hin zu 1994 („Schakal“, „Vermächtnis der Sonne“). Bis hierhin besteht die Band einzig aus Tilo Wolff, Anne Nurmi ist ab „Inferno“ (1995) mit von der Partie. Tilo ließ sich nie gern reinreden und selbst als er ein Angebot von einem Label vorliegen hat, entscheidet er sich dagegen und gründet stattdessen sein eigenes. Niemand sollte je darüber bestimmen können, welche Art Musik Lacrimosa macht, was sich konsequenterweise nie änderte. Ein Sprung führt uns ins Jahr 2002 („Ein Hauch von Menschlichkeit“) und von hier an geht es weiter in Jahrestakt: 2003 („Morgen“, „Schönheit straft jedes Gefühl“), 2004 („Ein Fest für die Verlorenen“), 2005 („Mantiquor“), 2006 („Der Verlust“), 2007 („Déjà vu“), das etwas psychedelisch daher kommt.
Ganz ohne frischen Wind wollte Tilo das Album allerdings nicht abschließen und komponiert eigens für „Schattenspiel“ zwei neue Songs („Sellador“, „Ohne dich ist alles nichts“).
Mit insgesamt 17 Songs ein dickes Geburtstagsgeschenk also.
Keiner der Songs stellt auch nur ansatzweise einen minderwertigen Song dar, alle sind fertig komponiert und produziert, nur standen sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des jeweiligen Albums dermaßen für sich, dass sie nicht ins damalige Konzept passten. Gerade dieses steht bei einem Album für Tilo im Vordergrund, und nicht möglichst schnell ein Album voll zu bekommen. Dementsprechend kann sich der geneigte Fan anhand der Jahreszahlen ganz gut vorstellen, wie die jeweiligen Songs klingen. Um die Originalität der einzelnen Stücke nicht zu gefährden, wurde nicht noch einmal Hand angelegt, sondern die Kompositionen weitgehend so gelassen, wie sie waren.
Insgesamt ein Muss für Fans, die die unterschiedlichen Stimmungen der Songs einzuschätzen wissen. Für die breite Masse ist auch das „Schattenspiel“ wieder einmal nichts, was aber auch nie die Idee war. Wer denkt, dass es das nun erst einmal wieder für zwei Jahre gewesen ist, darf Hoffnung haben, denn zwei fertig komponierte Songs, sind schon wieder in der engeren Wahl für ein neues Album.
13 Punkte (von max. 15)
Conny König, 09.05.2010
TRACKLIST
Disk: 1
1. Seele in Not - Urversion
2. Requiem - Urversion
3. Seelenübertritt
4. Schuld und Sühne
5. Dreht euch
6. Dem Ende entgegen
7. Schakal - Urversion
8. Vermächtnis der Sonne - Urversion
9. Ein Hauch von Menschlichkeit - Late Night Remix
Disk: 2
1. Morgen
2. Schönheit straft jedes Gefühl
3. Ein Fest für die Verlorenen
4. Mantiquor
5. Der Verlust
6. Deja vu
7. Sellador
8. Ohne Dich ist alles nichts
[ *** Anspieltipps ]
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