Cd-Besprechung
Leserwertung: 7.9 Punkte
Stimmenzahl: 15
Part 1: The Music
Kurhaus fabrizieren eine etwas seltsam anmutende Art Lo-fi-Hardcore. Das bedeutet, dass der Verzerrer zuhause bleibt, the guitars remain clean. Wer also beim Stichwort HC auf mächtige Riff- oder Moshsalven alá Snapcase oder Comeback Kid hofft, wird seine Erfüllung hier nicht finden. Stattdessen gibt es eine halbgare Post-Dance-Refused-Core-Mischung. Das Schlagzeug reiht sich in dieses Klanggerüst ohne Probleme ein, denn es scheppert und poltert und klingt so, als hätte man den nicht gedämpften Probenraum der Jungs gleich nebenan. Gewöhnungsbedürftig. Das ist auch die Stimme von Sänger Jan, der es vorzieht in den höheren Lagen zu schimpfen. Das anklagende rufen und schreien wirkt auf Dauer recht ermüdend, was den Lyrics von Kurhaus allerdings völlig entgegenwirkt. Wobei wir auch schon bei Part 2 wären. Vorab aber das Fazit zu Part 1: Wovon man sich hier auch immer abheben wollte, das gewählte Soundgerüst wirkt schlicht und einfach blutleer und fade. Schade.
Part 2: The Message
Kurhaus haben die Schnauze voll. Von Konsumwahn, Fernsehdreck, Jobsklaverei und all den ignoranten, selbstverliebten Dummköpfen da draußen. Die Lösung: Anarchie, Riot und Revolution. Burn the Cities down! Blauäugig und naiv? Ja, aber so was von. Schwer zu verstehen, wie man sich in der Hansestadt Hamburg derartig unwohl fühlen kann, dass man gleich ein ganzes Album mit Hasstiraden aufs achso schrecklich graue Leben füllt und gleich die ganze Weltzivilisation anklagt. Warum nicht lieber im kunterbunten Schanzenviertel umherstreifen oder sich wahlweise ans wunderschöne Elb- oder Alsterufer setzen, hm? Nee, dann doch lieber wieder die Zersetzung der Gesellschaft, die Auflösung aller Ordnung fordern. Sorry meine Lieben, wer Bock auf Chaos hat, sollte mal ein paar Wochen Urlaub im Irak buchen. Klingt polemisch? Von mir aus. Unzufriedenheit aus Prinzip is the new Selbstbeweihräucherung. Da nützen auch die wirklich tolle Idee mit der Liebeserklärung an den Gainsville-Sound oder das wirklich schick gestaltete Booklet nüscht mehr. Übers Ziel hinaus? Ne, eher total daneben. Nochmal schade.
Part 3: The versöhnliche Schluss
The Kurhaus-Manifesto: „Never believe in what we say! Never trust us! Always think for yourselves!” Puh, Glück gehabt!
5 Punkte (von max. 15)
Bogatzke , 21.10.2006
TRACKLIST
01. one last scream
02. on my last night in europe
03. the song with the golden arm
04. (there’s a) party at the crack house
05. the sound of snow
06. propaganda of dance
07. microphysics of power
08. selling our bodies to pay bail for our souls
09. russlandfeldzug
10. from gainesville to hamburg
11. trading sleepless nights for hope
12. its never too late to break a contract
13. die or get rich tryin'
[ *** Anspieltipps ]
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