Cd-Besprechung

Killing the Dream - Lucky Me

Killing the Dream

Lucky Me

Deathwish Inc.
  Vö: 23.11.2010

Bewertung:  12 Punkte
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Killing the Dream's letztes Album Fractures war ein wirklich erfrischender Mix aus eindringlichen Melodien und druckvollem Hardcore, der den Jungs aus Sakramento so einiges an Aufmerksamkeit gebracht hat. Einen Schritt vorwärts und Lucky Me ist raus. Sieben Lieder und 20 Minuten kurz, liefert Killing the Dream ihren Beitrag zum modernen, melodisch schnellen Posthardcore.
"Blame The Architects" knüpft so ziemlich da an, wo "Fractures" aufgehört hat: Rotziger Schreigesang über fett gemischten Gitarren mit midtempo Schlagzeug. Es wird stark daran gearbeitet, durch eine Jahreszeit von Stimmungen zu gehen, vom gute Laune Aggresso Introriff, über den ruhig entspannenden Refrain zum düster melodischen Melodieteil im hinteren Bereich des Titels. Hier gibt es clean Gitarren und Streicher, die das Tempo des Tracks merklich rausnehmen, um sich dann in Defeater Manier zum Rotzfinale zu steigern.
Ich muß sagen, das klappt in diesem ersten Lied auch wirklich gut, zwar melodischer, melancholischer als man es gewohnt ist, es macht dem Ruf der Band trotzdem alle Ehre.
Weiter geht es mit "Walking, Diseased", das schnellste Lied der Platte, weniger melodramatisch, mehr Vollgas, und typisch überzeugend.

"Testimony" drosselt dann das Tempo, schleppend, melodisch, mehr Gerede als Gesang über schön düstere Gitarrenarbeit, das Lied pirscht quasi voran. Dann kommt Killing the Dreams Experimentierfreude ans Licht, in der Form von hohem Gesang. Hier meine ich jetzt richtigen Gesang, nicht das Hardcore Gekreische. Irgendwie bin ich mir nicht ganz sicher, ob das wirklich zusammen paßt; ich lob ja jede Art von neuen Ideen im Hardcore, hier läuft das aber die Gefahr, den kompletten Song zu ruinieren. Der Gesang ist so hoch und eingehend, man wird quasi aus dem Lied gerissen, bevor es dann ein paar Sekunden später wieder schleppend düster weitergeht. Es ist bestimmt nicht verkehrt hohen Gesang in fette Gitarrenarbeit einzubinden und der halbe Metalcore fährt auf dem Zug, aber das hier klingt eher nach 90er Emo (falls sich noch einer daran erinnert), nach High School Bands, die singen wollen, aber nicht genau wissen wie das geht.
Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll, Killing the Dream haben das handwerkliche Können, überzeugende Musik zu schreiben, also wird das schon einen Sinn haben müssen, den ich aber irgendwie nicht raffe.

Naja, weiter im Text, "Past of a Saint (We were Thieves)" kommt dann, und man kann sich wieder entspannt in den Sessel zurücklehnen, und wieder vergessen, was das gerade war, im Lied davor. Hier sind Killing Dream wieder die alten, heißt: zwei Minuten schneller Hardcorepunk mit bißchen verzweifeltem Geschrei dabei, schönen Breaks und guter Steigerung am Ende. Entspannend und energetisch zugleich.
Danach gibt es ein Eine-Minute instrumental Dingens in ähnlicher Form, halt nur ohne Gesang.
Dann "Hell Can Wait", wo es ebenso überzeugend weitergeht wie es mit "Blame the Architect" angefangen hat und "Black" rundet die kurze Platte dann gekonnt ab, als eines der besten Stücke am End.

Wenn diese Gesangsgeschichte da mehr bedeutet als eine verlorene Wette vom Gitarrentech, dann hab ich das leider nicht gerafft und ihr müßt mal woanders nach Erklärungen gucken. Gut, vielleicht sind es ja nur ein paar Zeilen, aber bei so einer kurzen LP, mit vielleicht nur 10 Minuten Gesang innerhalb der ganzen Scheibe, da fällt das schon auf.
Die Kürze ist dann der zweite Kritikpunkt: man hätte gerne mehr, weil es einerseits gut ist, aber auch andererseits, weil es manchmal doch ein wenig zu abrupt endet und man oft am Ende des Lieds auf der Strasse stehen gelassen wird. Bestimmt kreativ auf seinen Wert, aber nicht immer ist weniger mehr, vor allem, wenn die Lieder nicht abgeschlossen, sonder abgewürgt klingen.

So oder so, Killing the Dream haben wieder mal abgeliefert, was erwartet wurde, erstklassigen Posthardcore mit einer guten Portion melodischem Punk, wer auf diesen leicht düster-verzweifelten Mix steht, auf jeden Fall mal reinhören, wer das Vorgängeralbum Fractures hat und mag, diesmal gibt es mehr Melodie, mehr Experimente mit ruhigen Passagen, manchmal zum besseren, manchmal aber auch nicht. Von daher auch da: vorher mal reinhören.

12 Punkte (von max. 15)

stephan meyer23.11.2010

TRACKLIST
01. Blame the Architects***
02. Walking, Diseased
03. Testimony
04. Past of a Saint (We Were Thieves)
05. Part IV (Sinner's Failure)
06. Hell Can Wait***
07. Black***
[ *** Anspieltipps ]

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