Cd-Besprechung
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Ach, es hätte so schön sein können. Die Voraussetzungen waren perfekt, die Melange stimmte, man konnte Großes erwarten. Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen veröffentlichen ein gemeinsames Album als Kid Kopphausen. So weit, so gut. Doch kann „I“ die Erwartungen leider nicht ganz erfüllen, und ist doch ein überdurchschnittliches Album geworden.
Aber was erwartet man eigentlich von Songwritern der Liga Koppruch/zu Knyphausen. Nachdenklich reflektierte Texte, die gelegentlich amüsieren, aber meist dann doch von den Widrigkeiten des Lebens berichten? Folkige Gitarrenmusik mit deutscher Färbung, die aber nie peinlich oder deutschrockig altbacken klingen? So weit, das kann man schon mal festhalten, überzeugen Kid Kopphausen. Denn sie bieten genau das. Lieder über Identität, Liebe, Sehnsucht und das große Weite. Im Vergleich zu Gisberts Soloplatten ist das manchmal schwer rockend oder mal ziemlich rumplig, was der Platte aber sehr gut tut. Das Ganze klingt nach einer Jam-Session unter Jungs, die niemals erwachsen werden. Ein fast jugendlicher Wind weht durch den Proberaum, obwohl beide ja schon einige durchlebte Jahre hinter sich haben, das beweisen ihre Texte und die Furchen in den Gesichtern.
Nun das große Aber: Im Promo-Text wird explizit darauf hingewiesen, dass die Songs gemeinsam geschrieben wurden und das der Gesangspart zugelost wurde. Wer´s glaubt! Was man hier erlebt ist der Farin-Bela-Rod-Effekt. Bei den Ärzten klingt auch nicht jeder Song nach einem Ärzte-Song, sondern nach Farin oder Bela oder Rod. Und das ohne wenn und aber. Und auch Kid Kopphausen klingt wie ein Split-Album Koppruch/zu Knyphausen. „Schritt für Schritt“, „Im Westen nichts Neues“, „Moses“ und „Meine Schwester“ sind lupenreine Koppruch-Songs, die auf jeder Fink-Platte Platz hätten. Die Hamburger Americana-Country-Version mit der unnachahmlichen Erzählstimme Koppruchs. Dagegen stehen die typischen dahinfließenden leicht melancholischen Gisbert-Momente: „Das Leichteste der Welt“, „Wenn ich dich gefunden hab“. Da wildert Gisbert bisweilen schon an Lindenberg in „Haus voller Lerchen“.
Das gemeinsam gesungene „Hier bin ich“ ist nur ein Ablenkungsmanöver. Schade, dass es den beiden nicht geglückt ist, etwas Neues zu schaffen. Die Bedingungen waren gut. Aber vielleicht beim zweiten Album. ´Nen Titel hätte ich schon „II“.
12 Punkte (von max. 15)
frank fischmann, 22.08.2012
TRACKLIST
1. Hier bin ich***
2. Schritt für Schritt
3. Das Leichteste der Welt
4. Im Westen nichts Neues***
5. Schon so lang
6. Meine Schwester***
7. Wenn ich dich gefunden hab
8. Moses***
9. Haus voller Lerchen
10. Wenn der Wind übers Dach geht
11. Mörderballade***
12. Jeden Montag
13. Nur ein Satz
[ *** Anspieltipps ]
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