Cd-Besprechung
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Die neue Platte der Band Ken verdient Aufmerksamkeit. Nicht nur weil sich hinter dem Projekt die neue Muse des Ex-Blackmail-Sängers Aydo Abay verbirgt, sondern weil es hierzulande leider wenig qualitativ vergleichbare Rockmusik gibt. Das klingt nach einer aalglatten Kritik, die eigentlich nichts weiter will, als Werbung für ein Produkt zu machen. Aber rein objektiv gesehen ist es viel mehr als nur das. Und Achtung jetzt kommt Pathos: Deutschland braucht mehr Ken! Doch bevor die Lobeshymnen in purer blinder Verehrung untergehen, hören wir mal genau rein:
Der erste Track beginnt, wie man es von einer Platte aus dem blunoise-Umfeld erwartet. Handgemacht, nach vorne und mit einem breiten Sound. Darüber thront Abays Gesang, der, nicht zu Unrecht von vielen Kritikern, als das Beste was Rock in Deutschland zu bieten hat, gelobt wird. Unweigerlich erscheinen die guten alten Blackmail vor dem imaginären Auge. Doch Ken sind anders und doch eben verdammt ähnlich. Schließlich prägte gerade der Gesang Abays über Jahre die Scheiben der Noise-Helden Blackmail. Ken trauen sich dennoch aus dem Schatten heraus. Zur Anfangszeit Blackmails meinte Kurt Ebelhäusel in einem Interview, dass die Qualität der Band in den unterschiedlichen musikalischen Wurzeln liege. Abay stamme aus dem Popbereich, ließ Ebelhäuser verlauten. Wer Ken hört weiß das das stimmt. Die Melodien sind so verdammt poppig, dass einem schwindelig wird. Sind die wahnsinnig? Ist das noch Rockmusik?
Die Single „Get a life“ steht sinnbildlich dafür. Eine Klaviermelodie trägt das Ganze und Abay singt bittersüß einen schnulzigen Refrain. Doch schon der etwas eigenartige betitelte „Y.K.I.W.G.T.T.END.O.T.W.W.Y.“ fährt ganz andere Geschütze auf mit einer schrägen Gitarrenmelodie. Das ebenso lang betitelte „ Women who love men who take drugs to make music to take drugs to“ ist ein einziger Spacetrip. Die übrigen Mitglieder der Band drücken der Band ihren Stempel auf. Von einem Alleingang Abays kann nicht die Rede, obwohl viele Rezensenten das gerne schreiben würden. Georg Brenner (Urlaub in Polen) an der Gitarre, Guido Lucas (bluenoise-Vater, Produzent, Scumbucket etc.) am Bass, Oliver Fries (Produzent) an der zweiten Gitarre, Michael Borwitzky (Union Youth) am Schlagzeug und Marcel von der Weiden am Keyboard stellen das Gefüge der Band. Und man kann von einer Allstar-Band reden. Was dabei rauskommt ist Breitwandrock im Noisegewand mit elektronischen Ausflügen, kryptischen Texten, süßen Melodien und rockigen Drums.
Ken bleiben undurchsichtig, vielschichtig und vor allen Dingen mutig. Die Jungs trauen sich was. Ebenso wie Obama nutzen sie das kollektive Selbstbewusstsein des Könnens. Hoffentlich scheitern sie nicht an der Ignoranz des Volkes wie der amerikanische Präsident. Es wäre nicht fair und ein Armutszeugnis für die Hörerschaft.
13 Punkte (von max. 15)
frank fischmann, 28.02.2010
TRACKLIST
1. 21-21=21
2. Get A Life
3.Y.K.I.W.G.T.T.End.O.T.W.W.Y.****
4. Women Who Love Men Who Take Drugs To Make Music To Take Drugs To
5. I'll Sleep When You're Dead
6. Polecats
7. Reminder D****
8. Dead As A Dodo
9. Pirates Vs. Ninjas Vs. Zombies Vs. Robots****
10. Quitting Smoking Is Much Easier Than Quitting Talking
[ *** Anspieltipps ]
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