Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Ist es wirklich eine gute Idee, gleich nach dem ersten Soloalbum ein Livealbum folgen zu lassen? Im Prinzip nicht. Aber bei Justin Sullivans „Tales of the road“ ist der Fall etwas anders gelagert, handelt es sich bei Selbigem doch um den Leadsänger und Songschreiber der britischen Folkrock-Heroen New Model Army. Genug erstklassiges Material ist also vorhanden. Und so schöpft Sullivan bei der Auswahl seiner Songs auch aus dem reichhaltigen Fundus der NMA. Nur „Ocean Rising“ und „Tales of the Road“ entstammen seinem ersten Solowerk „Navigating by the stars“. Wobei der Titelsong eine herrliche Brit-Folk-Ballade ist. Sullivan hat sie allen Außenseitern gewidmet, die ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen müssen.
Den besonderen Reiz von „Tales of the road“, das zum Großteil während der Deutschlandtour 2003 aufgenommen wurde, macht die „beinah akustische“, sehr zurückhaltende Begleitung der Songs aus. Nur mit Gitarre, Perkussion und ein wenig Keyboard entschlacken Sullivan und seine Mitstreiter Michael Dean und Dean White die NMA-Klassiker. So wirkt der im Normalfall wütende Tanzflächenfüller „All of this“ im zurückgenommenen Gewand beschwörend, ja beinahe gespenstisch. Dass man aber auch akustisch folkrocken kann, beweist die Emanzipationshymne „Heroes“ genauso, wie das fantastische „Lurstaap“, das den alten Slogan „Die Revolution frisst ihre Kinder“ auf packende Weise behandelt: „These changing winds can turn cold & hostile“.
Den absoluten Höhepunkt des Albums hat man sich bis zum Schluss aufgehoben. „225“ ist beschwingte und intelligente Zivilisationskritik. Obwohl bereits 1988 geschrieben ist es noch immer von trauriger Aktualität: „And liberty just means the freedom to exploit / any weakness that you can find“. Selbes trifft sicherlich auch auf Dylans „Master of war“ zu, dem einzigen fremden Liedgut, an dem sich Sullivan erfolgreich versucht.
Fazit: Für New Model Army Fans ein Muss. Für Neueinsteiger ein lohnender Einstieg in die Welt der britischen Protest-Folker.
11 Punkte (von max. 15)
Sven Rindfleisch, 22.05.2004
TRACKLIST
1. Tales of the Road
2. Heroes***
3. Afternoon Song
4. Ocean Rising
5. Lurstaap***
6. Headlights
7. Masters of War
8. These Words
9. Drummy B
10. All of This***
11. Stranger
12. Inheritance
13. 225***
14. Someone Like Jesus
[ *** Anspieltipps ]
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