Cd-Besprechung

Jochen Reinecke, Klaus Cäsar Zehrer

Ist hier noch frei? - Kleines Bestimmungsbuch für Bahnreisende

Satyr Verlag
  Vö: 01.08.2010

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Wer regelmäßig mit der Bahn unterwegs ist, dürfte nach einiger Zeit ein Gespür für seine Mitreisenden entwickeln und diese in verschiedene Kategorien einstufen können. Da gibt es z.B. den renitenten, stets mies gelaunten Rentner, der über alles und jeden schimpft, den aufdringlichen Alleinunterhalter, der bereits nach kurzer Zeit sein gesamtes Leben vor einem ausgebreitet hat und dabei auch die Details nicht ausspart, die man eigentlich eher für sich behält, der wohlriechende, auf seinem eigenen Schweißfilm in den Zug gleitende vollschlanke Reisende, der sich natürlich prompt den Nachbarplatz ausguckt und einem auf dem Weg dorthin erst einmal mit seinen 150 kg Kampfgewicht elfengleich auf den Fuß steigt oder die stressgeplagten Eltern, die sich verzweifelt bemühen, ihren vollkommen überdrehten Nachwuchs zu beschäftigen, während gleichzeitig der jüngste Spross der Familie die Aufnahmekapazität seiner Windel (über-)strapaziert.

Ja, Bahnfahren kann manchmal wirklich eine Geduldsprobe sein. Das dachten sich wohl auch Jochen Reinecke und Klaus Cäsar Zehrer, die Autoren von „Ist hier noch frei? – Kleines Bestimmungsbuch für Bahnreisende“, die als Vielfahrer der Deutschen Bahn ebenso leidgeprüft wie reiseerfahren sind. In „Ist hier noch frei?...“ analysieren auf rd. 90 Seite die unterschiedlichen Mitreisenden und kategorisieren sie in jeweils 9 Kategorien für Einzel- bzw. Gruppenreisende. Neben einem allgemeinen Überblick geben sie dabei für jede Kategorie Tipps und Hinweise, woran man die jeweilige Spezies erkennt, welche Überlebensstrategie man anwenden sollte sowie, welche Handlungsweisen man auf alle Fälle vermeiden sollte. Abgerundet werden die einzelnen Kapitel mit liebevoll und lebensecht gezeichneten Illustrationen.

Wollte man ein Haar in der Suppe finden, so ist es der Umfang des Buchs, das mit weniger als 100 Seiten auskommt und durchaus noch ausbaufähig ist. So fehlt z.B. der Berufspendler, die lärmende Schulklasse oder der notorische Störenfried, der seinen Mitreisenden abwechselnd mit überlauter Musikbeschallung oder mit Dauertelefonieren auf die Nerven geht. Hiervon abgesehen ist „Ist hier noch frei?...“ jedoch höchst amüsant und kurzweilig geschrieben und dürfte eine nette Geschenkidee für Bahnfahrer sein bzw. für Kenner und Besitzer von „Senk ju vor träwelling“ – eine Abhandlung über überfüllte Bahnhöfe, Fahrkartenverkäufern, rätselhafte Durchsagen und natürlich Zugbegleiter - eine nette Ergänzung eben dieses Werks darstellen.

11 Punkte (von max. 15)

Jürgen , 22.07.2010

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