Cd-Besprechung

Japanische Kampfhörspiele

Rauchen und Yoga

Bastardized Recordings (ALIVE)
  Vö: 16.10.2007

Bewertung:  9 Punkte
Leserwertung:  15.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

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Japanische Kampfhörspiele is good for your kids!

Nun ja, das Artwork von "Rauchen und Yoga" stammt zumindest von einem Kinderbuchillustrator. Der Rest ist allerdings nur für Erwachsene gedacht, genauer gesagt: für Erwachsene, deren musikalische Vorlieben auf eine akustisch sowie physisch enorm hohe Schmerzgrenze hindeuten - oder auf ein erleuchtetes Musikverständnis? Fakt ist, dass die Japanischen Kampfhörspiele polarisieren wie kaum eine andere deutsche Hardcore-Band: Für die einen unhörbarer Lärm, für die anderen die Rettung des Grindcore vor dem Stumpfsinn. Trotz ihrer technischen Virtuosität driften die sechs Knüppler dabei niemals ins arrogante Instrumentengewichse ab und behalten bei aller Ernsthaftigkeit in ihren Texten immer noch das berühmte Augenzwinkern...
So wird der Kenner früherer JaKa-Releases zunächst ein Schmunzeln auflegen, wenn die Band von "Rauchen und Yoga" behauptet, es wäre ihr Pop-Album geworden. Dieses Schmunzeln steigert sich noch zu einem breiten Grinsen, wenn der Beat des Intros einsetzt: Beginnen die tatsächlich mit "We will rock you"? Bevor das ganze jedoch zu lustig wird, setzt der "Gesang" ein, was bei JaKa einen ständigen Wechsel zwischen Mike-Patton-Stakkato-Gekreische und Six-Feet-Under-Growls bedeutet. Untermalt wird dieser Irrsinn von atemberaubenden Breaks und Tempowechseln sowie von wahnwitzigen Metal-Riffs - und von immer wieder aufkeimender, überraschender Eingängigkeit. Dass diese natürlich umgehend wieder unter einer Walze aus Doublebass begraben wird ist klar, trotzdem sind diese Momente das große Unterscheidungsmerkmal zwischen "Rauchen und Yoga" und früheren Releases wie "Hardcore aus der ersten Welt": Stellten JaKa früher den Alptraum eines jeden Testosteron-geladenen Slamdancers dar, darf heute bei diversen Hardcore- und Punkrock-Versatzstücken auch heftig gemosht werden (man höre das tatsächlich durchgehend eingängige "Rauchen und Yoga"). Und wer von den Vocals kein Wort versteht (Normalfall), sollte unbedingt einen Blick in die Lyrics werfen. Hier werden vollkommen unpeinlich sowohl gesellschaftliche Missstände angeprangert ("Wir haben nicht gewusst, dass es solche Lager gibt") als auch ganze Szenen auseinandergelegt ("Punkerpolente", "Verrat am Metal"). In letzterem beschreiben sie ihren eigenen Abstieg von der kompromisslosen non-profit Band mit hektoliterweise Herzblut zu einer beliebigen, schick aussehenden Emo-/Metalcore-Kapelle die mehr Zeit am Kajalstift als am Instrument verbringt. Fazit dieses Horrorszenarios und letzter Satz des Albums: "Wer jetzt noch Jaka-Fan ist, hat nichts kapiert". Und selten war man sich bei einer Band so sicher, dass ein solcher Fall niemals eintreten wird.

Anmerkung zur Punktzahl:
Für Leute, die ein "Napalm Death" Tattoo haben: 15 Punkte
Für Leute, die das letzte Fall Out Boy Album für Hardcore halten: 0 Punkte

9 Punkte (von max. 15)

Benedikt Ernst, 14.11.2007

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