Cd-Besprechung

James Dean Bradfield - The Great Western

James Dean Bradfield

The Great Western

Red Ink
  Vö: 21.07.2006

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  13.5 Punkte
Stimmenzahl: 2

Keine Angst: Ein Ende der Manic Street Preachers steht nicht bevor. „The Great Western“, das erste Soloalbum von James Dean Bradfield, dem Sänger der wallisischen Rockformation, ist lediglich das Produkt einer selbst verordneten zweijährigen Bandpause. Da Bradfield aber relativ schnell „die Musik in seinem Leben vermisste“, dürfen sich alle Fans erwachsener Rockmusik nun auf ein Album freuen, dass ohne Frage auch als Manics-Album durchgehen könnte, aber doch anders ist. Mit den Maniacs-Alben teilt es die Vorliebe für überlebensgroße Melodien, kraftvolle Akkorde und einen Breitwandsound, der die Grenze zum Pathos meist gekonnt umschifft. Bradfields markante Stimme nicht zu vergessen. In den Lyrics allerdings, und das ist neu, zeigt sich Bradfield so persönlich wie noch nie.

Das eindringliche „Which way to Kyffin“, eigentlich als Hommage an den Landschaftsmaler Kyffin Williams gedacht, verhandelt etwa ohne Spur von Sentiment die Verbundenheit zu Bradfields walisischer Heimat. „Emigre“ geht im fröhlichen PowerPop-Gewand der Frage nach, warum es den Sänger immer wieder drängt seine Heimat zu verlassen, obwohl es dort „feels like a holiay“. Und in „Run Romeo Run“, das sich dank Killerrefrain vor allem live zu einem Crowd-Pleaser entwickeln dürfte, kämpft Bradfield mit Dämonen des Berühmtseins. Bradfield zeichnet hier ein Bild von sich, dass ihn als Synthese zwischen dem Londoner Rockstar und dem Waliser Working-Class-Junge zeigt. Nicht ganz unschuldig an Bradfields Entwicklung zum Rockstar dürfte der verstorbene Maniacs-Mentor Philip Hall sein, dem Bradfield mit „An english gentleman“ ein Denkmal setzt.

Bei aller Selbstreflektion kommt aber auch auf „The Great Western“ das Politische nicht zu kurz. „That’s no way to tell a lie“ etwa kritisiert den Umgang der Kirche mit dem Thema Aids. „On Saturday morning we will rule the world“ kann man als Kritik am Irak-Feldzug lesen. Auch das Jacques Brel-Cover „To see a friend in tears“ gehört – obwohl es sich eigentlich auf den zweiten Weltkrieg bezieht - in diesen Kontext, nimmt es doch, wie Bradfield selbst sagt, die Debatte über die Lage nach dem Irak-Krieg vorweg. Zur Akustikgitarren vorgetragen ist der Song nebenbei ein berührender musikalischer Kontrapunkt, der den Rock-Kontext des Albums für kurze Zeit aufbricht. Das Highlight des Albums ist aber zweifelsohne die großartige Rock-Hymne „Still a long way to go“, dessen Spannungsbogen im emotionsgeladenen Refrain seinen Höhepunkt findet. Ein verdammter Hit!

Um es kurz zu machen: Wer intelligente, melodieverliebte, moderne Rockmusik mag, kommt an James Dean Bradfields Solodebüt „The Great Western“ nicht vorbei.

13 Punkte (von max. 15)

Sven Rindfleisch17.07.2006

TRACKLIST
1. That's No Way To Tell A Lie
2. An English Gentleman
3. Bad Boys And Painkillers
4. On Saturday Morning We Will Rule The World
5. Run Romeo Run***
6. Still A Long Way To Go***
7. Emigre***
8. To See A Friend In Tears***
9. Say Hello To The Pope
10. The Wrong Beginning
11. Which Way To Kyffin***
[ *** Anspieltipps ]

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