Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 7
Ein Hotel irgendwo in den USA. Ein Mann sitzt 'Motionless' an der Hotelbar, nippt an einem sparsam dekorierten Drink und schaut auf die Lichter, die draußen auf der Straße vorbeihuschen. Nur der allwissende Erzähler dieser Geschichte weiß, was in ihm vorgeht. Vor ein paar Stunden hat ihn seine Freundin verlassen, ihn mit Sack und Pack auf die Straße gesetzt. "Nun, das ist dann wohl der 'Marvelous Truth', ich habe offensichtlich nicht alles richtig gemacht." Netterweise ist der Typ an der Bar des Liederschreibens mächtig und lässt uns daran teilhaben. In "Stumblin’ Home Winter Blues" verabschiedet er sich von den Lichtern da draußen. "Sometimes I know I am wrong, sometimes I know I am right" Natürlich hadert er mit sich selbst, man kann es ihm nicht verdenken.
Der Mann, von dem ich hier erzähle, heißt Darren Jessee. Bis vor etwa vier Jahren war er fester Bestandteil des Trios Ben Folds Five, seines Zeichens für die Drums und das Lieder schreiben zuständig. Als sich die Band im Jahre 2000 auflöste, war es offensichtlich keine Frage für Darren, sich eine neue Spielwiese zu bauen. Im Herbst 2002 war es soweit, er gründete zusammen mit drei anderen Herren „Hotel Lights“. Etliche Gigs haben sie in der Zeit bis zum ersten Album gespielt, hauptsächlich in New York und in Orten rings um die Ostküste.
Im Jahr 2004 erschien eben erwähntes, selbstbetiteltes Erstlingswerk- in absoluter Eigenregie und ohne finanzkräftigen Vertrieb dahinter. 13 Titel enthält es, voller Schönheit und Melancholie, immer mit einem gewissen Pop-Appeal dahinter.
Während der Eingangstrack „You Come And I Go“ noch eher so dahinplätschert, kommt das nachfolgende „A.M. Slow Golden Hit“ direkt mal mit ein paar Computereffekten um die Ecke geschwurbelt, um am Ende zu „Miles Behind Me“ überzuleiten, einem wunderschönen, gediegenen Song über Gleichgültigkeit und das Vergessen.
Was einem bei den restlichen Stücken erwartet ist eine Achterbahnfahrt bestehend aus durch und durch großartigen Popsongs, die sich mal wirklich anschicken, zum mitwippen aufzufordern, mal aber auch daran erinnern, wie schön es sein kann, auch mal zuhaus zu bleiben.
Bodenständiges Songwriting, bezaubernde Melodien, und dazu das unaufdringliche Organ von Darren Jessee- hier darf er endlich mal zeigen, was er drauf hat. Und das macht er konsequent gut. Man kann nur hoffen, dass er auch bald eine Chance bekommt, sein Können einem größeren Publikum vorzuführen.
Ob die Freundin vom Mann vom Anfang wohl jemals wieder zu ihm zurückkehrt? Wir wissen es nicht. Aber wenigstens können wir ihm zuhören. Mit Hilfe dieses Albums.
Ach ja: Kaufen kann man es mangels Label und Vertrieb nur im Netz, die Webadresse findet ihr unter den Links.
12 Punkte (von max. 15)
Kathrin Grannemann, 01.01.2005
TRACKLIST
1. You Come and I Go
2. A.M. Slow Golden Hit **
3. Miles Behind Me ***
4. I Am a Train
5. Small Town Shit ***
6. What You Meant
7. Follow Through
8. Stumblin' Home Winter Blues ***
9. Marvelous Truth
10. The Mumbling Years
11. Anatole
12. Motionless
13. Love to Try
[ *** Anspieltipps ]
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