Cd-Besprechung
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Boston Straight-Edge Hardcore! Dem kultivierten Freizeitpunk im Turbostaat-Shirt wird allein davon schon schlecht. Aber wie man sich bereits denken kann, haben sich Have Heart darum nie besonders geschert. Sie gaben 7 Jahre lang Vollgas, bevor am 17.10.2009 endgültig die Lichter ausgingen. Selbst in der Szene war die Band umstritten: Die einen riefen "Sellout", da es sich grundsätzlich nicht schickt, viele Platten zu verkaufen, die anderen waren genervt vom übertriebenen Crew-Gehabe des Sängers, der bei Konzerten den Großteil der Vocals an das Publikum abgab. Überhaupt floss bei Have Heart der Hardcore-Pathos aus allen Poren, was eigentlich nur dann cool ist, wenn eine Band auch die Power hat, ein Publikum zum Explodieren zu bringen.
Have Heart hatten diese Power, weswegen die Aufzeichnung ihres Abschiedskonzerts das Sahnehäubchen auf ihrer kurzen, intensiven Karriere bildet. Schon bei den ersten Bildern des beeindruckend großen Saals spürt man unmittelbar vor dem Auftritt ein Knistern im Publikum, die Gewissheit der Hardcorekids, Zeuge einer ganz großen Sache zu werden. Natürlich wird eine DVD niemals das echte Konzertgefühl vermitteln können, für "10.17.09" wurde aber vieles richtig gemacht. Die Band steht wie es sich gehört auf Augenhöhe mit dem Publikum und sind selbst auf der Bühne noch von ihren Fans umringt. Keine Ordnungskräfte, keine Zäune. Die Grenzen zwischen Fan und Band verschwimmen, was durch die konfuse Kameraführung noch unterstützt wird. Die Tatsache, dass Have Heart auch die Einnahmen ihres letzten Konzerts an soziale Einrichtungen spenden, unterstreicht nochmals, dass es dieser Band tatsächlich ernst mit ihrer Sache ist und ihre Werte ungebrochen sind.
Und dann wird die Hütte zerlegt. Stagediven, Headwalking, Ellbogeneinsatz, Gangshouts mit dem Publikum, Adrenalin, Testosteron, von der ersten bis zur letzten Minute. Die Erschöpfung am Ende des Konzerts steht allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Aufhören, wenn's am Schönsten ist - check.
Der musikalische Wert von "10.17.09" hält sich am Ende erwartungsgemäß in Grenzen. Stumpfe Powerchords mit breiigem Sound und ein Sänger, der sein Mikrofon permanent in den tobenden Mob hält, erzeugen nun mal kein umwerfendes Klangerlebnis (was der beiliegenden CD eine unfreiwillige Komik verleiht). Der audiovisuelle Gesamteindruck bleibt jedoch ein sehr guter, was Have Hearts letzten Atemzug zum perfekten Weihnhachtsgeschenk für den lieben Slamdancer von nebenan macht.
10 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 22.12.2010
TRACKLIST
1. Hard Bark on the Family Tree
2. The Machinist
3. Life is Hard Enough
4. Watch Me Sink
5. Same Sun
6. Bostons
7. Lionheart
8. Get The Knife
9. On the Bird in the Cage
10. Intro/To Us Fools
11. Something More Than Ink
12. Pave Paradise
13. Armed With A Mind
14. Brotherly Love
15. What Counts
16. No Roses, No Skies
17. Intro II/Old Man
18. About Face
19. The Unbreakable
20. Watch Me Rise
[ *** Anspieltipps ]
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