Cd-Besprechung
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Knapp vier Jahre nach ihrem Debütalbum „1887 Geboren“ haben die Hamburger Jungz wieder genügen material für eine neue Langrille zusammen. Doch das Timing für die Veröffentlichung ist den bekennenden HSV-Fans nicht ganz gelungen. Zwar erscheint „Rock’n Roll, Fussball & Tattoos“ rechtszeitig vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison, aber mit dem der Fußball-EM in Polen bzw. der Ukraine gewidmeten Song „Fußballgötter“ kommen die Jungz dann doch ein wenig zu spät um die Ecke; immerhin erscheint das Album erst am 6. Juli und somit in der Woche nach dem EM-Finale.
Von diesem kleinen Fauxpas mal abgesehen hat das Quartett auf seinem Zweitwerk aber vieles richtig gemacht. Positiv sticht insbesondere hervor, dass sich die Band im Gegensatz zu den ebenfalls HSV-infizierten Abschlach!, die dem Fußball und speziell ihrem Lieblingsverein auf dem kürzlich erschienenen Album „Du wirst uns siegen seh’n!“ ziemlich viel Platz einräumen, diesbezüglich sehr zurückhält und auf ihrer neuen Scheibe nur zwei Fußball-affine Songs gepackt haben. Nämlich das bereits erwähnte „Fußballgötter“ sowie das im Verbund mit Abschlach! eingesungene „Rautengeil“.
Das macht die Hamburger Jungz somit auch für Leute interessant, die sich nicht für Fußball interessieren bzw. für jene, deren Herz nicht für den HSV schlägt (und davon gibt es ja seit der letzen Saison ein paar mehr). Das restliche Material des Albums ist thematisch relativ weit gestreut und befasst sich neben einer gehörigen Portion Lokalpatriotismus („Jungz United“, „Mit Gottes Segen In Die Hölle“) u.a. mit den Missbrauchsfällen in der Kirche („Der Schein Trügt“) oder Drogenmissbrauch ("Herr Ruin").
Musikalisch ist das Ganze relativ anspruchslose Kost in der Gemengelage zwischen Deutsch- und Hardrock fernab jeglichen Intellektuellengeschwurbels, aber auch nicht all zu tief in der Proll-Schublade steckend. Und gerade das Anspruchslose ist das, was mich an dieser Scheibe überzeugt, zumal sie mit den Tracks „Mit Gottes Segen In Die Hölle“, „Rautengeil“ sowie „Irgendwie Besser“ (fet. Lotto King Karl) einige hörenswerte Stücke enthält. Nur bei „Nicht Mal Die Engel…“ ist massives Fremdschämen angesagt, zu deutlich ist der Versuch, mit einer pseudo-anspruchsvollen Ballade unter den Freunden herzergreifender Popmusik auf Hörerfang zu gehen.
Dankenswerter Weise ist dieser Track jedoch ein singulärer Ausreißer. Zumindest hoffe ich das, denn meine Promo-CD enthält nur neu der dreizehn auf dem Album vertretenden Tracks. Unter der Prämisse, dass mir die restlichen vier Tracks nicht aus rein qualitativen Gründen vorenthalten wurden, darf man den Jungz einen insgesamt guten Job attestieren. „Rock’n Roll, Fussball & Tattoos“ ist eine Scheibe, die gut nebenbei läuft mit einigen gelungenen Tracks (und einem weniger gelungenen) und sollte bei Freunden des Genres durchaus seine Liebhaber finden.
11 Punkte (von max. 15)
Jürgen , 27.06.2012
TRACKLIST
1. Mit Gottes Segen In Die Hölle (***)
2. Ghetto-Prinz
3. Rautengeil (***)
4. Blut Des Lebens
5. Fußballgötter
6. Prinzessin Borderline
7. Jungz United
8. Nicht Mal Die Engel…
9. Irgendwie Besser (***)
10. Herr Ruin
11. Der Teufel
12. Die Verbotene Stadt
13. Der Schein Trügt
[ *** Anspieltipps ]
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