Cd-Besprechung
Leserwertung: 3.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Wenn man, wie Hämatom, maskiert auftritt, muss man sich zwangsläufig die gängigen Vergleiche mit Mudvayne, Slipknot, Gwar, Lordi und dem Lederheini der Apokalyptischen Reitern gefallen lassen. Und wenn dann noch auf Deutsch gesungen und das „R“ ganz tief in Rammstein Manier gerollt wird, ist die gewollte Polarisierung fast schon zu erwarten.
Leider ist diese auf Hämatoms Debütalbum „Wut“ etwas zu gewollt und einfallslos.
Es reicht heutzutage nicht mehr mit „Ganzjahreskarneval“, stumpfen Vorschlaghämmertexten, Slipknotriffs und Breitwandgitarren alles wegzubraten.
Da helfen auch die zweifelsohne gute Produktion und die guten, aber teilweise imitierten Riffs nichts. Der Song „Das Schwarze Schaf“ erinnert vom Riff in der Strophe schon zu sehr an Marilyn Mansons „Beautiful People“ und auch der Gesang ist mehr Rammstein als Hämatom. Andernorts hört man die frickeligen System Of A Down raus, was auch kein Nachteil sein kann.
Lobenswert ist der Text und der Sampleansatz in „Fremd“. Doch irgendwie ist dieses Sample etwas unglücklich gewählt, da er der Intention des Textes etwas widerspricht. Im Text wird korrekterweise dem braunen Mob die geistige Reife abgesprochen und zur Untermalung der kulturellen Vielfalt wird ein Sample des One Hit Wonders „Panjabi MC“ verwurstet. Ihr wisst schon, dieses Knight Rider Thema mit indischem Gesang, dass nach ein paar Wochen wirklich jeden genervt hat. Somit das denkbar schlechteste Beispiel an kultureller Vielfalt. Oder bin ich jetzt schon rechts? Wenn ich diese These bei Johannes B. Kerner vertreten würde, wäre ich es. Im Sinne von: „Panjabi MC nicht mögen geht gar nicht!“
Die hinteren Songs lassen qualitativ etwas nach, vielleicht auch weil Hämatom mit Songs wie „Freier Fall“ etwas balladesker werden und das Tempo drosseln. Eben genannter Song klingt übrigens wie eine Mischung aus Klaus Lage und Selig. Der Beginn klingt wie „1000 und Eine Nacht“ und der Rest ist eben „Selig“ Geleier. Schockierend. Nicht, dass Hämatom so ähnlich klingen, sondern dass mir so etwas auffällt und ich Klaus Lage kenne.
Tiefpunkt der Cd ist zweifelsohne „Leck Mich“. Nicht musikalisch, sondern textlich. Eine Mischung von aneinander gereihten Fäkal- und Schimpfwörten, die Förderschüler noch niveauvoller artikulieren könnten.
Hier ein kleine Auswahl aus Hämatoms Repertoire: „Leck Mich, du Wichser… kleine beschissene Hure… Hier hast du meinen Arsch ich wünsch dir viel Spaß fick tief hinein du wirst mich nie erreichen denn dein Schwanz ist zu klein“
Applaus. Ihr nehmt kein Blatt vor den Mund. Langweilig.
Fazit: Handwerklich gut gemachter und produzierter „Plagiat-Patchwork Nu-Metal“ in alberner Verkleidung mit extrem facettenreichen Texten die von „Korrekt“ bis „Schlimmer als Kindergarten“ reichen.
6 Punkte (von max. 15)
Michael Konen, 24.01.2008
TRACKLIST
1. Los gehts
2. Leck mich!
3. Fremd
4. Das schwarze Schaf
5. Schmerz
6. Ihr kotzt mich an
7. Mit dem Kopf durch die Wand
8. Freier Fall
9. Bow
10. Homo Sapiens
11. Solange ich noch kann
12. Vorspiel
13. Sechs
14. Willkommen im nichts
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