Cd-Besprechung

Grizzly Bear - Veckatimest

Grizzly Bear

Veckatimest

Warp Records
  Vö: 22.05.2009

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  14.0 Punkte
Stimmenzahl: 1

Vier schick gekleidete Herren mit akkuraten Frisuren und Milchbubi-Gesichtern zieren das Pressebild der New Yorker Band Grizzly Bear. Erstaunlich daran ist, außer der Tatsache, dass es sich auf dem Bild um die Band selber handelt, eher die Reife des vorliegenden Werks „Veckatimest“.
So viel Pathos in der Stimme des Ed Droste auch mitschwingt, nichts ist übertrieben emotional. Manchmal denkt man, gerade beim Tremolo-Gesang an Beirut, nur ohne dessen orientalen Flair. Was „Veckatimest bietet ist reinster Pop. Keinen glattgebügelten Radio-Pop wohlgemerkt, sondern den historischen Vorbildern, also den Besten entlehnt. Das Arrangement der Songs, der Sound, die Chöre (orchestral bis sakral), alles riecht verdammt nach den guten 60ern, als die Beach Boys, die Beatles und andere Bands den Pop kultivierten. Heute klingt das nicht all zu oft antiquiert, böse Zungen behaupten sogar es sei angestaubt. Aber Grizzly Bear vereinen geschickt die besten Attribute der Beach Boys (Arrangements, Harmonien, Chöre) mit der Wucht der Beatles und vermengen die Suppe mit modernen Indie-Folk. Das Ergebnis ist ein einzigartiger Mix, der authentischer, und vor allen Dingen spannender nicht klingen kann. Wie ein Drama zieht sich der Plot durch das Album, dass auch als Musical (ach, sogar Oper) funktionieren könnte. Wie so oft hat man den Begriff „Kopfkino“ schnell bei der Hand. Ich halte eigentlich viel davon. „Veckatimest“ löst allerdings Assoziationen aus, die nichts anderes als Kino im Kopf sind. Die Stimmungsvielfalt überzeugt gleich beim ersten Durchgang. Entfaltet wird die wahre Schönheit des Albums aber erst, wenn man sie immer wieder in den Player wirft und sich in die Welt der Grizzlybären fallen lässt.
Die Band aus New York nahm Teile der Platte, neben verschiedenen anderen Orten, in einer Kirche auf. Der sakrale Touch schlägt sich auch im Sound nieder. Das tut der Atmosphäre, die sehr weit und warm klingt, sehr gut. Ob sie nun als neue Heilige der Pop-Musik gelten, das wird sich zeigen. Ein großartiges Album ist ihnen dennoch gelungen.

13 Punkte (von max. 15)

frank fischmann30.05.2009

TRACKLIST
1. Southern point
2. Two weeks***
3. All we ask
4. Fine for now
5. Cheerleader
6. Dory***
7. Ready, able
8. About face
9. Hold still
10. While you wait for the others***
11. I live with you
12. Foreground
[ *** Anspieltipps ]

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