Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
Die Sache mit Cover-Alben hat Kollege Michael Roither erst neulich bei Paul Weller’s aktuellem Output recht trefflich umschrieben: „Es muss aus der Rekombination neuer Interpret/alter Song etwas neues entstehen, das vorher so nicht da war. Ein Ergebnis, das überrascht und gleichermaßen befriedigt.“ Was beim Herrn Weller nicht so gut geklappt zu haben scheint, sieht bei Greg Dulli’s Twilight Singers schon besser aus.
Als Kopf der Afghan Whigs machte Dulli bereits Grunge, bevor diese Schublade überhaupt erfunden wurde. Reingepasst hat diese Band da ohnehin nie. Und „She Loves You“ hat mit Grunge nur genauso peripher wie mit Paul Weller was am Hut.
Der Albumtitel steht hier vielmehr als Konzept über der Auswahl: Alles erscheint nah, zerbrechlich, einsam und gleichzeitig angenehm distanziert und abgeklärt. Und mit einem Hang zur dunkleren Seite, aber den hatte Dulli ja schon immer. Eben wie ein Mann reiferen Alters mit Gitarre, Stimme und einer Band.
Zwar ging es hier bei der Songauswahl vor allem auch um die Huldigung eigener Helden, wie z.B. Marvin Gaye, Hope Sandoval, Fleetwood Mac oder George Gershwin. Dabei stand aber vielmehr der Song an sich im Vordergrund und seine Anziehungskraft. Auf Tour entstanden und präsentiert, wurde alles innerhalb kürzester Zeit aufgenommen. Das vermittelt warme Live-Atmosphäre und die mindestens genauso warme Stimmung in der „Band“. Ähnlich wie bei den Queens Of The Stone Age handelt es sich hier nämlich vielmehr um ein Kollektiv von Musikern, die Dulli’s Ideen realisieren. Da passt Mark Lanegan glänzend ins Bild. Zwar ist Dulli’s Stimme an sich schon düster genug, doch erst in Ergänzung mit Lanegan ist ein morbider Gänsehautcharakter vorprogrammiert. Bestes Beispiel: Der Blueser „Hard Time Killing Floor“, im Original von Skip James - Nachts am Lagerfeuer in der Wüste. Oder das ausufernde „A Love Supreme“ von John Coltrane. Vielleicht der Höhepunkt des Albums.
„Hyperballad“ hingegen ist zwar auch eine neue Interpretation, aber leider weder wirklich überraschend noch allzu befriedigend. Björk’s Schönheit und Geladenheit, was das Original so einzig macht, bleibt hier etwas auf der Strecke. Was aber bleibt, ist ein gewisses zwiespältiges Gefühl. Nicht darüber, was man von der Platte halten soll, sondern wie man aus ihr raus geht. Am besten einfach zurücklehnen und noch mal hören.
So findet sich auf „She Loves You“ schon noch einiges, was nicht hundertprozentig zu überzeugen weiß und auch lange Zeit einfach am Hörer vorbeischleicht. Trotzdem erstaunlich homogen für ein Cover-Album. Und irgendwas steckt drin, was jeden bewegen kann. Mindestens Mark Lanegan.
9 Punkte (von max. 15)
Fabian Soethof, 07.10.2004
TRACKLIST
1. Feeling Of Gaze
2. Too Tough Too Die
3. Hyperballad
4. Strange Fruit***
5. What Makes You Think You're The One
6. Real Love
7. Hard Time Killing Floor***
8. A Love Supreme***
9. Please Stay (Once You Go Away)
10. Black Is The Color Of My True Love's Hair
11. Summertime
[ *** Anspieltipps ]
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