Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.5 Punkte
Stimmenzahl: 2
Willkommen liebe Fans der bis auf die Knochen entkleideten Rockmusik. Mal wieder Lust auf eine vorsätzlich schlecht produzierte Band, die auf so neumodischen Kram wie eine Bassgitarre ebenso verzichtet wie auf Songs mit einer Spielzeit von über zwei Minuten? Sprich: wem selbst die White Stripes zu poppig, zu differenziert und zu ausproduziert sind und wer selbst die Abwesenheit von Melodiegespür und komplexen Arrangements zumindest für tolerabel hält, der - aber auch nur der - möge bitte weiterlesen.
Ein Freund weitschweifiger Epen war man im Hause Gin Palace offenbar noch nie. Die Debüt-EP der Band war elf Minuten lang. Jetzt also das full length Debüt mit einer großzügigen Gesamtspielzeit von 25 Minuten. "The most exciting band in London right now". Von den britischen Musikmedien wurde der schepprige Blues-Rock des Londoner Trios über alle Maßen gelobt, was aber angesichts des inflationären Gebrauchs wortgewaltiger Lobeshymnen durch die englischen Medienschaffenden an Aussagekraft zu wünschen übrig lässt. Einige starke Stellen muss man Gin Palace tatsächlich zugeben. So insbesondere dann, wenn der Blues gegenüber der unkontrollierten Gitarren-Arbeit für kurze Zeit die Überhand gewinnt oder wenn neben Sängerin Meaghan Wilkies bisweilen eine Mundharmonika zu Wort kommt. Damit sind die nennenswerten Wohltaten dieses Albums aber auch schon aufgezählt. Im übrigen dominiert hier leider musikalische und emotionale Magerkost. Bei aller Kürze bleiben zündende Ideen weitgehend aus. Selbst in der knappen Spielzeit von 25 Minuten wendet man sich häufig anderen Dingen zu. Oben genannte White Stripes bleiben unerreicht.
Ja, ja... Wie bei allem bleiben natürlich auch hier an allen Ecken vielgestaltige Deutungen möglich. Der eine mag die bemerkenswerte Kürze der Songs und die trockene Reduktion als Inbegriff der Prägnanz schätzen. Andere werden langfristig fesselnde Ideen oder Abwechslungsreichtum vermissen. Zumindest ein Punkt allerdings kann Anspruch auf umfassende Gültigkeit erheben: der reguläre Albumpreis für ein nicht durchweg fesselndes Werk von derart einmal knapper Spielzeit - da darf man das Preis-Leistungs-Verhältnis ohne viel bösen Willen als “mangelhaft” bezeichnen.
6 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 15.03.2005
TRACKLIST
1. Kicking On ***
2. Cool Like An Axe
3. Further In
4. See
5. Too Much For You ***
6. The Count
7. Cat
8. I Like It
9. 40 days
10. Tapestry
11. Territorial Beast
12. Dying Breed
13. Things I Used To Love About You
[ *** Anspieltipps ]
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