Cd-Besprechung
Leserwertung: 14.6 Punkte
Stimmenzahl: 5
Im musikalischen und personellen Umfeld der regen Kanada-Szene um Arcade Fire, Wolf Parade oder Broken Social Scene erblickt mit "Tears of the Valedictorian" ein Album das Licht der Welt, das dem Adjektiv "unvergleichbar" alle Ehre macht. Und ehrlich: Es wird nicht viele unter Euch geben, die nach einer kleinen Kostprobe den Frog Eyes auf ihrem vierten Longplayer weiter als nötig folgen wollen. Denn das hier ist für die Nische gemacht, um im Dunstkreis zu existieren. Mastermind Carey Mercer interessieren Käuferschichten und Airplay weniger als jeden volltätowierten Metalcoreler dieser Welt. Lediglich seinem enormen Bedarf nach Ausdruck als Sänger, Poet und expressiver Maler folgend, zelebriert das kanadische Künstlerkollektiv einen musikalischen Jahrmarkt voller Hektik, Theatralik und Dramatik. Hier wird auch mal gegeneinander gespielt, Schicht für Schicht aufeinandergestapelt um sich dann kurz in einem wunderschönen Miteinander zu finden. Die Drums poltern scheinbar neben dem Takt und es wird wie vom Teufel besessen gesungen, gejammert und gezetert.
Das Besondere an diesem Album ist aber, dass man nach einigen Durchläufen das musikalische Chaos kaum mehr wahrnimmt, sich eine Schicht nach der anderen auflöst und jeder Song eine eigenwillige Schönheit offenbart. Der hektische und leidende Gesang, stimmlich in der Nähe von David Bowie zu sehen, anfangs noch ein wenig wie ein Fremdkörper wahrgenommen, entpuppt sich im weiteren Verlauf einfach als der hier einzig Passende.
Mit "Bushels" haben Frog Eyes kurz vor Ende des kleinen Meisterwerks auch noch einen recht zugänglichen Song zu bieten, der mit dem eröffnenden "Idle songs" gut zur Eingewöhnung in den komplexen, anstrengenden, aber sehr entlohnenden Mikrokosmos der Froschaugen geeignet scheint und damit jedem Freigeist Gelegenheit bietet an den "Tears of the valedictorian" gebührend teilzuhaben. An dieser Stelle weniger als 13 Punkte zu geben, würde den ewigen Wunsch der Musikwelt nach Eigenständigkeit ad absurdum führen, denn hier findet Individualität ihre Offenbarung, mit all ihren Ecken und Kanten.
13 Punkte (von max. 15)
TRACKLIST
1. Idle Songs***
2. Caravan Breakers, They Prey On The Weak And The Old
3. "Stockades"***
4. Reform The Countryside
5. The Policy Merchant, The Silver Bay
6. Evil Energy, The Ill Twin Off...
7. ...Eagle Energy
8. Bushels***
9. My Boats They Go
[ *** Anspieltipps ]
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