Cd-Besprechung
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Hip Hop ist ja so eine Sache. Wenn man mangels Interesse nicht so in diesen Musikzweig involviert ist, kann man diesen ganz leicht disqualifizieren. Diese Gefahr besteht in dieser Kritik eindeutig. Denn das erste was ich vor Augen habe, wenn ich das Wort Hip Hop höre, sind junge Männer mit Migrationshintergrund, Glitzercaps und Brilliplastikohrsteckern die irgendein Gedöns viel zu laut auf ihrem Mobiltelefon hören und die ganze Innenstadt mit peinlicher Musik beschallen.
Doch diese Art von Audiosmog machen Fettes Brot dankenswerterweise nicht. Vielleicht habe ich auch Hip Hop und Rap verwechselt. Egal.
Fettes Brot gehören zu den Guten ihrer Zunft. Sie haben intelligente Texte, brauchen kein Bling Bling, verstehen Ironie und benutzen diese sogar in Form von Augenzwinkern und pointierten Seitenhieben.
Und wenn dann noch der Ohrwurmfaktor stimmt, macht Hip Hop Spaß. Und im Fall von „Strom und Drang“ dem Nachfolger von „Am Wasser gebaut“ ist dies der Fall. Variabel und frisch legen Doktor Renz, König Boris und Schiffmeister los.
Gute Laune wird groß geschrieben und bei Texten wie „Der beste Rapper Deutschlands ist offensichtlich ich“ ist die Marschroute vorgegeben. Die Tradition der Partykracher wird fortgesetzt. Und das ist vielleicht auch ein kleines Manko der adipösen Grundnahrungsmittel (wie oft wurde der Gag wohl schon gerissen?).
Die geplanten Singleauskopplungen sind stumpfe Hits auf Ansage und kommen zu plump rüber. Deswegen wirken die Brote teilweise wie die Scooter des Hip Hop oder wie Lakaien ihres eigenen Erolgs. Gassenhauer wie „The Grosser“, „Schwule Mädchen“ oder jetzt „Bettina, Zieh Dir Bitte Etwas An " bedienen zu gewollt den Pöbel in Jedermann und biedern sich mit pseudoprovokanten Tabubrüchen anscheinend bei etwas schlichteren Gemütern an. „BETTINA PACK DIE BRÜSTE EIN!“ ist folgerichtig auch der schwächste Track überhaupt auf „Strom und Drang“.
Partygestampfe auf unterstem Niveau. Ansonsten haben Fettes Brot auf ihrem neusten Werk einen guten Job gemacht. Nur eins werden sie wohl nie können: Richtig singen. Trotzdem ist „Strom und Drang“ gut für jede Party und die Balance zwischen Anspruch und Pflicht-Hitsingels stimmt ebenfalls.
Promosticker: Geeignet für Fans von Eins Zwo, Beginner, Fünf Sterne Deluxe, Fischmob und alle anderen Hamburger Wortakrobaten.
10 Punkte (von max. 15)
Michael Konen, 12.03.2008
TRACKLIST
1. Lieber Verbrennen Als Erfrieren
2. Bettina, Zieh Dir Bitte Etwas An
3. Das Traurigste Mädchen Der Stadt
4. Erdbeben
5. Der Beste Rapper Deutschlands Ist Offensichtlich Ich
6. Ich Lass Dich Nicht Los
7. Das Allererste Mal
8. Schieb Es Auf Die Brote
9. Automatikpistole
10. 1Euro Blues
11. Hörst Du Mich?
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