Cd-Besprechung

Faust

Cést com...com...compliqué

Bureau B (Indigo)
  Vö: 27.02.2009

Bewertung:  12 Punkte
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Die Popindustrie ist bis heute nicht müde geworden immer wieder Musik früherer Generationen zu recyceln, denn den Musikern von scheint nicht mehr viel Neues einzufallen. So wurde zuletzt das Jahrzehnt der 1980er Jahre ordentlich durch den Wolf gedreht. Anders ist die Rückbesinnung einiger Musiker auf das Genre „Krautrock“ zu werten. Man verehrt die Krauts und ihre experimentelle Herangehensweise. Kein Recycling, sondern respektvolle Anlehnung an die Heroen der 70er Jahre. Und wenn man ehrlich ist, lässt sich Krautrock nur bedingt für den Pop ausschlachten, ist er doch viel zu abgedreht und komplex. Zum Glück werden sich auch die alten Recken von „Faust“ gedacht haben. Die 1970 gegründete deutsche Band hatte großen Anteil an dem was wir heute Krautrock nennen. Der Name stammt nämlich von einem Faust-Song von 1973 (ürsprunglich ist „Krauts“ die Bezeichnung der Alliierten für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg). Im Schatten der weitaus bekannteren Überväter „Can“ und „Neu!“ haben „Faust“ an musikalischer Qualität ein ebenso bemerkenswertes Werk geschaffen. Von der Ur-Besetzung sind nach turbulenten Jahren mittlerweile nur noch Jean-Hervé Peron (Gitarre, Gesang) und Werner „Zappi“ Diermaier (Schlagzeug) übrig geblieben.
Die Kritiken zum neue Album der Kraut-Herren „Cést com…com…compliqué“ füllen derzeit das Feuilleton der intellektuellen Tagespresse. Allein das zeigt die Bedeutung die Faust nach fast 40 Jahren Bandgeschichte inne hat. Musikalisch bleibt dabei alles beim Alten. Und das ist auch gut so. Der Opener „Kundanlini Tremolos“ zieht den Hörer mit einer Tremolo-Orgie in den Bahn. In den Songtiteln, die größtenteils französisch sind, den Texten und den Songstrukturen erkennt man den Geist des Krautrocks klar wieder. Sprechgesang, scheinbar unlogische alberne Wortfetzen, Dada-artig auf einem Soundteppich, der sich ewig in die Länge zieht und keinen Refrain bzw. Strophe kennt. Die Songs sind ausufernd lang, haben augenscheinlich Improvisationscharakter. Meist wird das Ende ausgeblendet, man fragt sich wie lang und vor allen Dingen mystischer die Session noch verlaufen wäre. „Faust“ bleiben sich also treu und machen es dem Konsumenten schwer. Das Titelstück wiederholt ständig „Cést com…com…compliqué“, als wenn der Sprecher nicht mit der Komplexität, des ihm da offenbarten klarkommt. Eben diese komplexen Sessions, die in Musikerkreisen oft als „Mucker-Musik“ getadelt wird, machen das Besondere dieser Platte aus.
Wer sich also an die guten alten Zeiten des Krautrock noch erinnern kann, sollte das neue Faustalbum unbedingt sein Eigen nennen. Gefrusteten Musikliebhabern, die an der modernen Musik verzweifeln, sollten sich auf den Trip mit Faust einlassen. Es wird hart, aber wenn einen erstmal der Sog erfasst hat will man mehr davon.

12 Punkte (von max. 15)

frank fischmann04.03.2009

TRACKLIST
1. Kundalini Tremolos***
2. Accroché à Tes Lèvres
3. Ce Chemin Est le Bon***
4. Stimmen
5. Petits Sons Appétissants
6. Bonjour Gioacchino
7. En Veux-Tu des Effets, En Voilà
8. Lass Mich [Version Originale]
9. C'est Com...Com...Compliqué***
[ *** Anspieltipps ]

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