Cd-Besprechung

Erwin Thomas - Songs From My Apartment

Erwin Thomas

Songs From My Apartment

Quartermain Rec / Broken Silence
  Vö: 27.01.2006

Bewertung:  4 Punkte
Leserwertung:  5.3 Punkte
Stimmenzahl: 3

Was sind das für Menschen, die sich gerne ungefragt in fremden Apartments tummeln? Wir nennen sie Voyeure. Was sind das für Musiker, die uns ungebeten ihre Liedchen aus dem heimischen Souterrain trälllern? Wir nennen sie gerne Nervensägen und Langweiler. Manchmal zumindest. Hier jedenfalls.

Elektro-Folk aus Dänemark soll es nach Erwins Bekunden also sein. „Unique“ ist der Musikentwurfs Erwins laut Infozettel natürlich auch. Und darüber hinaus eine „journey inside Erwin's mind“. Die jüngere Musikgeschichte lehrt bekanntlich, dass so etwas wirklich spannend sein kann. Man denke etwa an die reizvollen Ausblicke in der Großhirnrinde eines Conor Oberst oder an die großartig spröden Gebirgswelten in Thom Yorkes Songideen. Und wie fügt sich nun Erwin Thomas hier rein? Man muss es leider sagen: Musikalischer Pauschaltourismus. All inclusive zwar, aber eben doch stereotyp. Erwin versucht die großen Melodien und die große Produktion, aber das einzige was er erntet ist eine Rüge beim örtlichen Reiseleiter.

Aber mal der Reihe nach: „Songs From My Apartment“ lässt sich angenehm im Hintergrund hören. Größtenteils nette und unaufgeregte Pop-Songs gibt es hier zu hören. Doch damit ist zugleich das größte und spürbarste Manko dieses Albums genannt. Weder auf musikalischer noch auf der lyrischen Ebene löst Erwin Thomas den Wohlklang auch zu nur zu einer Sekunde auf. Klar, da mag es um Themen wie Verlangen und juvenile Verwirrung gehen. So richtig reiben kann man sich an dieser Musik aber zu keiner Sekunde. Verbleibt es bei manchen Stücken noch bei recht harm- und bewegungslosem Geschrammel auf der Akustischen, helfen bei den anderen Songs auch eine spürbar aufwändige Produktion und die reichere Instrumentierung nicht über die allgegenwärtige Inhaltsleere hinweg. Abgründe? Anspruch? Nöö! Zum Wohlfühlen mag dieses Album vielleicht gedacht sein. Auch wenn es sich einer rationalen Begründung entzieht, wohlige Gefühle wollen nicht so recht aufkommen. Erwin Thomas – das bleibt bei ziemlich glatt geputztem Oberflächen-Pop irgendwo zwischen anspruchsbefreiten REM und Travis. Da mögen dem Dänen evtl. auch keine handwerklichen Versäumnisse vorzuwerfen sein. Jedenfalls hat es den Anschein, als sei das Feld, das er beackert schon ziemlich abgegrast. Also bitte beim Kauf an die Reiserücktrittsversicherung denken.

4 Punkte (von max. 15)

Martin Baum05.02.2006

TRACKLIST
1. Inside a Stormglass (The Sailor's Song)
2. The Horsekeeper ***
3. Lostin2day
4. Just a Mess
5. Far from Home
6. Tonight
7. Ain't No Hit
8. In Dreams
9. Adult Anxiety
10. Keep on Passing the Open Windows
[ *** Anspieltipps ]

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