Cd-Besprechung

EPO 555 - Dexter Fox

EPO 555

Dexter Fox

Crunchy Frog / Edel
  Vö: 06.06.2005

Bewertung:  8 Punkte
Leserwertung:  14.0 Punkte
Stimmenzahl: 3

Diagnose: „Indie-Kindergarten – Gruppe Dänemark“ – Stamm 2 – Unterart: die Dritte. Wo drückt der Schuh? Nicht nur bayrische Indie-Pioniere beherrschen das Genre des angenehm pluckernden Indie-Pop – auch Skandinaviens Jünglinge schaffen neuerdings alles ins Studio was piepst und fiepst. Von all den anderen lustigen Geräuschmaschinen und Menschen mal ganz abgesehen. Detailreichtum? Aber, hallo. Ein trashiger Beat? Darf niemals fehlen. Psychedelische Ausflüge – auch derlei wird geboten. An mangelndem Einsatz kann es also nicht gelegen haben, dass es EPO 555 leider nicht fertig gebracht haben, den Hörer auf voller Länge zu fesseln. Aber, nicht verzagen. Das bügeln wir wieder aus. Dafür sind wir ja schließlich da.

Woran mag es wohl gelegen haben? Hat der gestrenge Kreativitäts-Wachtmeister vielleicht kurz mal nicht aufgepasst? Soll ja vorkommen. Nein, das ist es auch nicht. Müssen wir den Patienten also erneut „abhören“. Und siehe da: entgegen dem ersten Eindruck ist der Patient ja kerngesund. EPO 555 mögen auf den ersten Blick ein wenig beliebig wirken. Relativ kühles Indie-Geschrammel mit Effekten, so meint man. Früher oder später wird einem aber unter Garantie warm. Da wären die angenehmen Gesangsstimmen – mal Männlein, mal Weiblein, mal beide. Da wären die teils ausladenden Arrangements. Auch wird man – und das muss man heutzutage ja beinahe schon hervorheben – streckenweise überaus angenehm überrascht. So etwa vom intimen „Angelina Ballerina“, bei der die Band dem Hörer schon sehr nahe rückt. Auch schön anzuhören ist „Sugar For The War Machine“ – ein Song mit Wachstumspotential: verwirft man doch den Gedanken, dieses Lied so richtig toll finden zu möchten, angesichts einer kleinen Überdosis Elegie gleich am Anfang und muss sich dann schamvoll eingestehen, das enorme Wachstumspotential dieses Songs verkannt zu haben. Haben EPO 555 den Hörer nämlich erst einmal eingewoben, dann fällt es schwer, sich zu erinnern, was man gerade zu tun gedachte. Mehr noch als ohnehin schon. Ein Effekt der durch das 8-minütige „So Long Cowboy“ sogar noch verstärkt wird, wenn das Stück die letzten fünf Minuten auf einem Ton ausklingt.

Wir merken uns: Im Kern fehlt dieser Bands nichts. Dass nicht jeder Song sogleich zu zünden vermag, verzeiht man gerne. Insbesondere der Ehrenpreis für den sympathischsten Songtitel ist den Dänen aber jetzt schon sicher. „L’Art Pour La Fart“. Auf so eine beknackt geniale Idee muss man erst einmal kommen. Mit der Zeit beginnt man sich im Kosmos von EPO 555 ein wenig heimisch zu fühlen. Heimisch im Sinne von Datscha oder Wochenendhaus. Also vielleicht nicht immer. Aber wenn, dann schon gerne.

8 Punkte (von max. 15)

Martin Baum24.07.2005

TRACKLIST
1. Dexter Fox
2. Le Beat’s On Fire
3. Cha Cha When They’re Young
4. Dakota
5. Pioneers
6. Sugar For The War Machine ***
7. Pre-Emptive Stroke
8. L’Art Pour La Fart
9. Il Presidente
10. Angelina Ballerina ***
11. What’s Wrong With Disco Tango A La Carte
12. Sophia
13. So Long Cowboy
[ *** Anspieltipps ]

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