Cd-Besprechung

Elliott Smith - From A Basement On The Hill

Elliott Smith

From A Basement On The Hill

Domino / Rough Trade
  Vö: 18.10.2004

Bewertung:  12 Punkte
Leserwertung:  14.3 Punkte
Stimmenzahl: 3

Es ist ein trauriges Kapitel. Fast ein Jahr nach dem überraschenden Tode Smiths erscheint nun mit „From A Basement On The Hill“ sein musikalisches Erbe. Smith starb am 21. Oktober 2003 im Alter von 34 Jahren an den Folgen einer Schnittverletzungen. Ob Selbstmord oder Gewaltverbrechen – diese Frage beschäftigt die Behörden noch heute. Der Tod Smiths macht es schwer, sich diesem Album offen und unbefangen zu widmen. Mit Sicherheit zu wissen, dass dies die letzten Songs sein werden, die man vom Pionier des Indie-Folk zu hören bekommt, lähmt den Schreibefluss. Jedes einzelne Wort erscheint unangemessen, das Werk Smiths, das an Relevanz kaum zu überschätzen ist, zu beschreiben. Alles möchte man perfekt machen und spürt doch, dass man mit jedem Wort falsch liegt.

Als Smith starb hatte er die Arbeit für dieses Album beinahe abgeschlossen. Smiths Ex-Produzent Rob Schnapf und Smiths früherer Freundin Joanna Bolme rekonstruierten die letzten Details im Sinne des Sängers. Eine schwierige Aufgabe, die den beiden aber gut gelungen ist. Man hört nicht nur die Stimme Smiths, man spürt auch seine Handschrift. Akustische Miniaturen wie „Let’s Get Lost“, „The Last Hour“ oder „Little One“ klingen intim und verletzlich wie eh und je. Fast auf ganzer Länge wird man auf diesem Album gefangen von der vertraut betrüblichen Atmosphäre, die sich im Wissen um den Tod Smiths fast ins Unerträgliche steigert und einiges an ihrem früher auch trostvollen Charakter verliert.

„Coast To Gost“, „Shooting Star“ oder „King’s Crossing“ stehen exemplarisch für die energischere und voluminösere Seite Smiths. Doch der füllige Sound tut der das gesamte Album umspannenden emotionalen Dichte in keiner Sekunde Abbruch. „From A Basement On The Hill“ mag den Vorgänger „Figure 8“ zwar nicht übertreffen, steht ihm aber auch nicht im geringsten nach. Das gefällige „Pretty (Ugly Before)“ oder „A Fond Farewell“ sind exzellente Songs und vermitteln dieses für Smith so typische direkte und ungefilterte Gefühl, den Eindruck, dass der Sänger im selben Raum sei wie der Hörer.

Die oft finsteren Texte schließlich dürften die Gerüchte um einen möglichen Selbstmord Smiths nur noch nähren. Letzte Klarheit wird vielleicht niemals zu erlangen sein. Eines jedoch ist klar: die alternative Musiklandschaft hat mit Smith einen der besten Songwriter der letzten Jahre verloren. Auch Musiker die in eine ähnliche Kerbe schlagen, wie kürzlich etwa Andrew Morgan mit seinem Album „Misadventures In Radiology“, können Smith nicht das Wasser reichen. Als Essenz bleibt nur die eine Einsicht: man kann dieses Album niemals angemessen beschreiben. Man muss dieses Album hören.

12 Punkte (von max. 15)

Martin Baum17.10.2004

TRACKLIST
1. Coast To Coast ***
2. Let's Get Lost
3. Pretty (Ugly Before) ***
4. Don't Go Down
5. Strung Out Again
6. A Fond Farewell
7. King's Crossing ***
8. Ostriches & Chirping
9. Twilight
10. A Passing Feeling
11. Last Hour
12. Shooting Star
13. Memory Lane
14. Little One
15. A Distorted Reality Is Now A Necessity To Be Free
[ *** Anspieltipps ]

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