Cd-Besprechung

Elbow

The Seldom Seen Kid

Polydor (Universal)
  Vö: 25.04.2008

Bewertung:  13 Punkte
Leserwertung:  14.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

- 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ein ausgesprochen seltsames Intro. Ziellose Geräusche, ein verwirrender Klangteppich, unterbrochen von 3-sekündigen Orchesterausbrüchen. Dabei haben sich Elbow doch seit jeher dem Wohlklang verschrieben.

Einem Wohlklang, der schon in der Vergangenheit Fans und Musikpresse gleichermaßen zu Jubelstürmen hinreißen konnte. Der große Durchbruch blieb ihnen dabei immer verwährt, aus welchen Gründen auch immer. Noch fragwürdiger wäre es, wenn es mit "The Seldom Seen Kid" wieder nicht klappt. Das Rezept bleibt gleich: Guy Garvey, der bärtige Poet am Mikrofon, bringt wunderbare Zeilen zu Papier, welche von seiner Band in noch wunderbarere Popmusik eingeflochten werden.

Weniger androgyn als Coldplay, weniger Rock'n'Roll als Eels, dafür mit breitwandiger Instrumentierung und heftigem Streichereinsatz. Oft zutiefst melancholisch, aber nie deprimierend. Mal mit einer genauso unauffällig wie nachhaltig wirkenden Klaviermelodie ("Some Riot"), mal mit dicken 70er-Gitarrenriffs, die sich auch auf der letzten Portugal.The Man-Platte gut gemacht hätten ("Grounds For Divorce"). Chöre, die die Welt umarmen ("One Day Like This") gefolgt von einem kaum hörbaren Outro ("Friend Of Ours") - zwischen energetischer Lebensfreude und Zerbrechlichkeit liegt auf "The Seldom Seen Kid" oft nur ein Track.

Arcade Fire sollten sich warm anziehen, mit diesem Album sägen Elbow kräftig an deren Indie-Thron. Ich für meinen Teil drücke nochmal auf Play und suche den Kalender nach kommenden Geburtstagen ab, bei denen die neue Elbow als Geschenk dienen wird. Großartig.

13 Punkte (von max. 15)

Benedikt Ernst, 27.04.2008

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