Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 1
„Unterwegs“ in der Dorfdisko. Längst nicht so spannend, wie der Opener gerne wäre. Standort-Nicht-Bestimmung. „Adieu Adieu“ wäre gerne das, was manchen Bands quasi nebenbei, weil nah dran und echt, gelingt: die Lage ach so simpel auf den Punkt bringen. „Wir unter einer Diskokugel suchen unser Heimatland, das haben wir nie benannt…“. Unsere angeblich unpolitische Fun-Generation? Sowas verkommt im weiteren Verlauf nahezu ins Belanglose, weil oft gewollt aber nicht gekonnt. Gleichzeitig und fast widersprüchlich wird dieser Song aber zum Stärksten, weil Echtesten von „Viel zu stürmisch, viel zu laut“. Wäre da nicht noch dieser unsägliche Schlussreim: „alles wär okäää, wenn ich dich wieder sääh“. Ach du liebe Güte. Aufgefressen.
Tomte bedeuten was, bei Tomte steht der Mensch im Mittelpunkt. In der Dorfdisko geht’s um dies und das, aber nichts was wirklich nahe ginge. Bei Virginia Jetzt! geht’s um Mädchen, und die sind manchmal ja auch in der Dorfdisko Center Of Attention. Man will aber was zu sagen haben, sich einreihen in die „neuen deutschen Sprachrohre“ Wir Sind Helden ( „Lass uns Helden sein“ – sic!) oder Madsen. Gegenüber ersteren fehlt der Disko aber die sympathische Tiefe, die nie allzu pathetisch wird (der Versuch alleine zählt nicht: „Man kann auch mit geschlossenen Augen gut sehen“ aus dem Seligen „Bald Vorbei“ ), und der Schwung, gegenüber zweiteren der vordergründige Rock-Appeal, den man Madsen jetzt nicht unbedingt vollends abnehmen muss, aber gut und gerne kann. Gitarren kommen, aber bleiben nicht. „Schreien wir zusammen“ lässt diesbezüglich aufhören, in anderer Richtung mehr noch „Sample mein Leben“. Das ist dann auch gar ein schöner Pop-Song. Aber das Dorfdisko knietief im eigentlich seichten Pop-Gewässer rumdümpeln, langweilt mehr als das es gefällt.
Ergo: Dem Gedanken an eine Anbiederung an deutschen Reissbrett-Emo-Pop kann sich nicht vollends verwehrt werden. Die Momente sind da, und die sind schön - aber das Gesamte fehlt. Und so ist das mit der Dorfdisko: Macht manchmal Spass, lässt Grübeln. Amüsiert aber nur bedingt. Für die einen gibt’s nicht besseres, „man kennt ja alle da“. Die anderen wollen sich nicht mit weniger zufrieden geben, als sie kriegen können. Fazit: Weder zu stürmisch noch zu laut. Aber auch das ist bestimmt ne Ansage. Und polarisieren wäre ja immer noch besser als total egal sein.
7 Punkte (von max. 15)
Fabian Soethof, 16.08.2005
TRACKLIST
01.Unterwegs ...
02.Adieu, adieu***
03.Schreien wir zusammen
04.Laß uns Helden sein
05.Wo bist du nur?
06.12 Stunden Freiheit
07.Sample mein Leben***
08.Wunderbar
09.Bald vorbei
10.Bababa
11.Erinnerjung
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