Cd-Besprechung
Leserwertung: 11.9 Punkte
Stimmenzahl: 52
MC Malte ist ausgestiegen. Die entspannten Küsten-Beats vergangener Tage sind auch hinfort. Das Aus für Deichkind? Mitnichten! Im letzten Jahr bereits begann die Metamorphose, als aus den drei sympathischen Nordlichtern die Electric Super Dance Band wurde und die Herren mit dem gleichnamigen Song beim Bundesvision Song Contest von Stefan Raab der Konkurrenz mit spacigen Outfits das Fürchten lehrten. Nun folgt mit dem neuen Album Aufstand im Schlaraffenland noch mehr starker Tobak, auf den viele erstmal klarkommen werden müssen, der aber kickt ohne Ende. Deichkind = Deutsch-Hip-Hop in Gut war gestern. Deichkind = Elektro-Techno-Pop in Gut ist heute.
Impulsive Menschen kennen keine Grenzen – schmeiß die Möbel aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum Dancen! Ein bisschen Gold und Silber, ein bisschen GlitzerGlitzer – habt ihr nix zu fressen hier, ich will Pizza!
Gleich die erste Single-Dröhnung RemmiDemmi gibt immenses Vollgas mit Stampfbeat, cleveren Wortspiel-Lyrics über eine Party bei Rockafellas zuhause und unwiderstehlichem Mitgröhlrefrain. Krawall und RemmiDemmi eben. Der Titeltrack zeichnet ein erschreckendes Zerrbild aus dem Paradies auf, wo Cognac-Regen angezündet wird und übergewichtige Frauen am Spaghettibaum naschen. Köstlich dieser Text, wenn Sie verstehen. Bei Ich betäube mich darf Sarah Walker das Electro-Rock-Chick geben und über Uptempo Beats irgendwas von Technodrome quietschen. Silberweidenpark dagegen ist ein breit gekiffter Track zum sinnlosen Abhängen im Grünen.
Wir tanzen auf den Tischen, die Stimmung ist beschissen – ich will nackt sein, im Pool kann man sich erfrischen! Die Boxen deines Vaters nehm` ich mit in die Sauna – ich mach `nen Aufguss mit der Hausbar und dann dreh ich lauter!
Nach der bereits erwähnten Electric Super Dance Band sind mit Prost (feat. Das BO) und Krieg noch 2 dicke Songs am Start die gute (Trink-)Laune verbreiten und im Falle von letzterem, pumpende Rhythmik mit verzerrten Aufrührer-Vocals verbinden. Natürlich muss man für diese neuartige elektronische Ausrichtung ein offenes Ohr riskieren, aber das Aufdrehen des Volume Reglers bis ganz rechts wirkt da Wunder, glauben Sie mir. Auch wenn der ein oder andere Track tatsächlich verzichtbar ist (Voodoo, Papillion) - Aufstand im Schlaraffenland ist ein kurzweiliges Album geworden, dass die MZEE-Fans verprellen, dafür aber ebenso viele Intro- und Spex-Leser hinzugewinnen könnte. Eine Platte wie geschaffen, um sich erst gepflegt voll laufen zu lassen und anschließend derbe abzuspacken. Kopf zu und steil gehen. Wer das im Blut hat, findet hier seinen neuen Lieblingssoundtrack. Yippie Yippie Yeah!
10 Punkte (von max. 15)
Bogatzke , 15.05.2006
TRACKLIST
1. Intro
2. Voodoo
3. Remmidemmi (yippie yippie yeah) ***
4. Aufstand im Schlaraffenland ***
5. Show`n Shine
6. Ich betäube mich (feat. Sarah Walker)
7. Silberweidenpark
8. Papillion
9. E.S.D.B.
10. Jüjük (feat. Porky & Mister Celebi)
11. Prost (feat. Das BO) ***
12. Krieg ***
[ *** Anspieltipps ]
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