Cd-Besprechung
Leserwertung: 15.0 Punkte
Stimmenzahl: 2
Oh, mein Gott, diese verfluchten Achtziger. Nach wie vor kann ich dieser Epoche einfach kaum etwas abgewinnen und vor allem nicht modisch betrachtet. Dementsprechend schockieren Deadsy den Rezensenten zunächst einmal mit einem fürchterlich flachen Artwork in bester NDW-Manier.
Musikalisch geht´s allerdings in eine ganz andere Richtung, denn der L.A-Fünfer um den Sohn von Cher und Gregg Allman (The Allman Brothers) sieht zwar aus wie Duran Duran zu "Wild Boys"-Zeiten bietet aber seit 1995 schweren Rock, der gepaart mit extra altbackenen Synthie-Sounds im Stile eines Gary Numan seinerzeit für einigen Wirbel im Land der begrenzten Unmöglichkeiten sorgte. In Deutschland weitestgehend unbeachtet, können Deadsy in den Staaten auf erfolgreiche Tourneen mit Korn und Deftones zurückblicken und durften sich 2001 sogar darüber freuen, dass niemand Geringeres als Jonathan Davis ihr Album "Commencement" via Korn- Label "Elementree" veröffentlichte.
2007 hat man den Anteil der Achtziger-Einflüsse arg gedrosselt und das selbst ernannte Ziel, ein simples Rockalbum schaffen zu wollen, leider vollends erreicht.
Ob "Phantasmagore" allerdings wirklich so flach und eindimensional produziert klingen sollte, oder ob Fronter Elijah Blue Allman ein wenig mit der Rolle des Produzenten überfordert war, lassen wir an dieser Stelle besser unbeleuchtet. Fakt ist, dass es nahezu ausschließlich seiner außergewöhnlichen Stimme irgendwo zwischen Marilyn Manson und Peter Murphy (Bauhaus) sowie seiner zweifellos ausgeprägten Fähigkeit, gute Hooks schreiben zu können, zu verdanken ist, dass Deadsy nicht unverzüglich wieder aus dem Player fliegen. Ungeachtet jeglicher musikalischen Entwicklungen rockt man nämlich munter knietief und noch tiefer gestimmt im Nu Rock-Morast der vegangenen zehn Jahre, ohne jedoch die Klasse unweit entfernter Vollprofis wie zum Beispiel Cold oder Adema zu erreichen.
Dabei ist es absolut bedauerlich, denn mit "The last story ever" und "Carrying over" hat man mindestens zwei tolle Nummern im Gepäck, die das Rad zwar auch nicht neu erfinden, aber mit ihrer Dynamik und großartigen Refrains einfach berühren. Auch der Titeltrack sowie das finale "Health&Theory" wissen in ähnlicher Weise zu begeistern und auch weitere gute Momente darüber hinaus bietet "Phantasmagore" im Dutzend. Das Gros des Albums verläuft jedoch einfach zäh im Sand der Gezeiten: Zu oft gehörte Riff, zu sparsam instrumentiert, zu gerade aus auf Hit gedacht und einfach zu wenig Teufel im Detail. Dem Airplay auf MTV´s "Unholy Alliance" mit Bam Margera zum Trotz, aber derart simple Smash-Rocker wie zum Beispiel "Razor Love" oder das Led Zeppelin zitierende "Time" will doch heute eigentlich keiner mehr hören.
Und jetzt das Kuriose: Ich krieg den Silberling einfach nicht mehr aus meiner Anlage. Erwähnte ich, dass "Carrying over" ein Killer ist? Beim nächsten Mal, bitte mehr von dieser Sorte, Mr.Allman!
9 Punkte (von max. 15)
TRACKLIST
1. Razor Love
2. Carrying Over***
3. Babes in Abyss
4. Paint It Black
5. Better Than You Know
6. Book of Black Dreams
7. Asura
8. Last Story Ever***
9. Phantasmagore
10. Time
11. Health & Theory***
[ *** Anspieltipps ]
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