Cd-Besprechung

David Kitt - The Black & Red Notebook

David Kitt

The Black & Red Notebook

Sanctuary / Rough Trade
  Vö: 25.10.2004

Bewertung:  8 Punkte
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Was ist denn los im Lager der Songwriter und Solokünstler? Ist da Ideenlosigkeit eingekehrt? Neulich verpflichtete Nancy Sinatra gleich eine ganze Kompanie angesehener Musiker als Ideen-Lieferanten für ihr neues Album. Jetzt legt der irische Songwriter David Kitt mit „The Black & Red Notebook“ ein komplettes Coveralbum vor. Selbst bei Kombination aller erdenklichen Tonabfolgen, Melodien, aller Wörter und Textbausteine, ergibt sich doch nur eine endliche Anzahl an möglichen Songs. Es kann ja sein, dass sich kürzlich die Situation einstellte, dass alles schon einmal da war und man fortan alte Stücke neu bearbeiten muss, um überhaupt noch Platten veröffentlichen zu können. Der langsame Tod eines Genres?

Kurze Reflexion ebnet dann aber doch den Weg zu der Einsicht, dass zuvor gewagte These in den nun ja schon prall gefüllten Ordner mit der Aufschrift „Gepflegter Schwachsinn“ abzuheften ist. David Kitt covert mit JJ Cale, REM, den Beatles, Sonic Youth oder Thin Lizzy zwar großzügig allerlei prominente Kollegen, die Songs gehen dennoch allesamt als „Quasi-Neuschöpfungen“ durch. Er umwebt die Stücke mit seiner warmen Handschrift, die den Hörer in positivem Sinne ganz gewaltig einlullen kann, fügt teilweise Melodien hinzu, wo früher keine waren. So erhalten die Stücke dann doch einen eigenen Charakter. Ein nettes Fiepsen ergänzt die besinnlichen Gitarren, Kitts Stimme ist angenehm und beruhigend. In den besten Momenten erfasst einen gar das Gefühl, das den Hörer bei den akustischen Alben von Beck packte.

Den betulichen bis gemütlichen Anfang macht „Haunt Me“ und dort es heißt es gleich zu Beginn in der ersten Textzeile: „I lay on the sofa“. Passender kann man ein solches Album wohl kaum beginnen. Wie dem auch sei, ich sitze auf einem mäßig gemütlichen Bürostuhl und spitze weiter die Ohren. „Teen Age Riot“ von Sonic Youth oder „Dancing In The Moonlight“ von Thin Lizzy erkennt man kaum wieder. Bei dem von den Beatles abgeguckten „And Your Bird Can Sing“ dreht Kitt am Ende sogar richtig auf. Allein im folgenden, arg reduzierten „Going In A Field“ (Ivor Curtler) passiert wenig bis gar nichts. Versöhnlich wirkt darauf aber gleich „(Don’t Go Back To) Rockville“ von REM.

Über allem breitet David Kitt seinen sanften Schleier aus und legt im Ergebnis ein nettes Album für die ruhigen Stunden des Lebens vor. Ich glaube, ich wechsele jetzt doch mal auf das Sofa und drücke noch einmal die Play-Taste.

8 Punkte (von max. 15)

Martin Baum01.11.2004

TRACKLIST
1. Haunt Me (Jape) ***
2. All Night Long
3. Never Stop (Money Mark)
4. Magnolia (JJ Cale)
5. Teenage Riot (Sonic Youth)
6. Dancing In The Moonlight (Thin Lizzy)
7. And Your Bird Can Sing (The Beatles) ***
8. I’m Going In A Field (Ivor Curtler)
9. Don’t Go Back To Rockville (REM)
10. Pressure Drop (The Toots & The Maytals)
[ *** Anspieltipps ]

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