Cd-Besprechung

Dampfmaschine - Bete zur Maschine

Dampfmaschine

Bete zur Maschine

Redfield Records
  Vö: 12.08.2011

Bewertung:  11 Punkte
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Manchmal fischt man merkwürdige Dinge aus seinem Briefkasten. Zum Beispiel Rechnungen über Dinge, die man nie bestellt hat oder falsch adressierte Briefe an einen „Merlin“(?) oder aber eine CD mit einem apokalyptisch anmutenden Cover. Dampfmaschine steht da in kryptischen Buchstaben über einer Maschine, die aussieht wie ein Panzer mit ganz viel Zeugs dran, fast so kleinteilig wie ein Motörhead-Cover aus den 80ern (eine schreckliche Zeit war das).
Aber so ein Silberling im Briefkasten erfreut einen ja im Zeitalter der Musikdateien, die wahllos im digitalen Äther herumfliegen. Umso mehr Freude kommt auf, als der Silberling sich als ein wahrer Schmetterling entpuppt.
„Bete zur Maschine“ haben Dampfmaschine ihr neues Album genannt. Da schwingt ein bisschen Größenwahn mit. Aber die Jungs aus Osnabrück dürfen sich gerne etwas aus dem Fenster lehnen. Denn sie haben sich ihre Lorbeeren über Jahre hinweg verdient. Noch unter dem Namen „Good Witch of the South“ beehrten sie so gut wie jeden dreckigen Club in ganz Deutschland mit allerfeinstem Stonerrock. Seit der Rückbesinnung auf alte Werte (Rückkehr zum alten Bandnamen und deutschen Texten) sind die Fünf besser denn je.
Dass liegt zum großen Teil an der Unverwechselbarkeit. Denn ihr Sound, der sehr an Smoke Blow oder die späten Surrogat erinnert, gepaart mit provozierenden deutschen Texten, das ist sehr sehr selten. Man möchte Dampfmaschine glatt unter Artenschutz stellen. Deutsche Rockmusik kennt eben nicht viel neben Maffay oder Tocotronic. Dampfmaschine wird das wenig interessieren. Sie ziehen ihr Ding durch. Ob Rammstein-ähnliche Bergromantik („Berge steigen“) oder Konsumkritik („Haben Haben Haben“), in ihren schonungslosen Texten finden sich teils naive, fast dadaistische oder einfach nur punkige Wortbrocken.
Der Hintergrund des ganzen ist Asi-Rock, der immer noch stark von Stoner oder Schwedenrock ala Gluecifer beeinflusst wird. Das Mantra des Titeltracks vergisst man nicht so schnell. Und so großkotzig das klingen mag: Irgendwann werden sie alle zur Maschine beten. Jedenfalls in der Realität der Dampfmaschinisten. Sie hätten es sicher verdient.

11 Punkte (von max. 15)

frank fischmann30.07.2011

TRACKLIST
1. Stress
2. Bergsteigen
3. Unter Millionen
4. Mein neuer Hit
5. Hektik
6. Haben Haben Haben****
7. Bete zur Maschine****
8. Hans Dampf
9. Der Sommer stirbt****
10. Adhoc Rock
11. Herzen machen Bumm
[ *** Anspieltipps ]

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