Cd-Besprechung

Cortney Tidwell - Boys

Cortney Tidwell

Boys

City Slang
  Vö: 26.06.2009

Bewertung:  6 Punkte
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Wer seine Platte „Boys“, also „Jungs“ nennt, kann sich hierzulande gleich hinter Blümchen oder Nena einreihen. Wenn aber eine aus Nashville stammende Songwriterin ihr Album „Boys“ nennt, dann muss da einfach mehr dahinter stecken.
Cortney Tidwell heißt die Gute, die sich auch gleich erklärt. Sie habe schon früher mehr mit Jungs als mit Mädchen gespielt und später lieber mit den Rockern über Musik gequatscht. Aha! Nun ja, so hat sich dann auch die Situation im Studio ergeben. Viele (männliche) Gastmusiker hielten Einzug in Nashville um Tidwells musikalische Vorstellungen zu verwirklichen. Einige haben schon bei Lambchop ihr Können bewiesen. An den Reglern Tidwells Gatte Todd. Was dabei herauskam ist vor allen Dingen eine Scheibe, die alles sein kann, aber nicht aus Nashville. Trotz ihres Country-Backgrounds gelingt es Tidwell im Studio eine Birkenlandschaft wie auf Isalnd oder in Skandinavien zu erschaffen. Dazu trägt auch ihr schwebender elfenhafter Gesang bei. Die Songs sind alle sehr atmosphärisch und atmen Pathos. Dabei fällt die Ausgeglichenheit der Stücke auf und das ist auf Dauer richtig langweilig. Tidwell, Mitte 30 und zweifache Mutter, fehlt einfach die Wut, die Trauer, die Fröhlichkeit ihrer Kolleginnen. Man spürt keinerlei Aufbegehren. Das ist Musik ohne Impulse.
Anfangs gleitet „Solid State“ mit jazzigen Charme durch die Boxen, doch schon der zweite Track könnte von einer anderen CD sein. Bei „Watusii“ dominiert ein elektronisch zappelnder Beat. Und der oft schwelgende undefinierbare Gesang aus dem Sound-Brei verliert sich in den Songs, erinnert oft an Portishead oder Björk, erreicht aber nie deren Qualität.
Zum Ende fängt sich Tidwell: „17 Horses“ ist fast das beste Lied der Platte. Mit ordentlich Wumms und Leidenschaft baut er sich zu einem erhebenden Epos auf. Und auch „Oh Suicide“ lässt erahnen welch Talent in Tidwell schlummert. Entweder sie hat zu viel mit den Jungs rumgehangen oder sie hat sich nicht aufs Wesentliche konzentriert. Insgesamt eine Platte mit vielen Tiefen und wenigen, dafür aber hörenswerten, Höhen.

6 Punkte (von max. 15)

frank fischmann06.10.2009

TRACKLIST
1. Solid State
2. Watusii
3. Son & Moon
4. Being Crosby
5. Oslo
6. So We Sing***
7. Palace
8. Bad News
9. Oh, China
10. 17 Horses***
11. Oh, Suicide***
[ *** Anspieltipps ]

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