Cd-Besprechung
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Würde man einem Unbefangenen nacheinander den Bright Eyes-Klassiker "Lifted" und das neue mehr-oder-weniger-Solo-Werk von Conor Oberst vorspielen, es würde ihm schwer fallen zu glauben, dass für diese Songs ein und der selbe Typ verantwortlich ist. Aus dem milchgesichtigen Trauerkloß bzw. ungekröntem König des melancholischen Gitarrenpopsongs ist ein selbstbewusster Musiker geworden, der im Booklet Fliegerbrille-tragend mit seinen langhaarigen Freunden auf dem Jahrmarkt rumhängt und Quatsch macht. Mit der Mystic Valley-Band, die jetzt auch im Interpretennamen auftaucht, hat er augenscheinlich eine neue Heimat gefunden - auch stilistisch.
Das geht sogar so weit, dass Conor Oberst zum ersten Mal in seiner Karriere für ein paar Songs die Lead Vocals und sogar das Songwriting an andere abgibt. Für seinen musikalischen Werdegang bildet "Outer South" die logische Fortsetzung zum ersten Soloalbum und dem letzten Bright Eyes Lebenszeichen "Cassadaga". Ein Album, das vor lauter amerikanischer Tradition kaum laufen kann. Viel Country und auch ein paar schmissige Rocksongs, elektrische Gitarrensoli, Schweineorgel und Mundharmonika inklusive. Dann doch wieder das charakteristische Stimmenzittern bei "Ten Women" und "White Shoes". Eindeutig die traurigsten, mit Sicherheit aber auch die bewegendsten Songs des Albums. Insgesamt stechen Conor Obersts Songs aber nicht wirklich heraus, einen weiteren Höhepunkt markiert zum Beispiel "Difference Is Time" aus der Feder Jason Boesels. Insgesamt ist "Outer South" aber (zumindest für mich) eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Was die Jungs hier anbieten ist sicherlich überdurchschnittlich gutes Material, allerdings ist es auf eine musikalische Stilrichtung festgelegt, die für mich außerhalb des Conor-Oberst-Kontextes noch nie funktioniert hat und vermutlich auch nie funktionieren wird. Was das bedeutet ist klar: Die Halbwertszeit fällt rapide in den Keller.
Dass das nicht für jeden gelten muss ist klar. Dass "Outer South" das Album ist, mit dem sämtliche Hoffnungen auf ein weiteres "I'm Wide Awake, It's Morning" begraben werden dürfen aber auch. Und wer den Anspruch hat, mit jedem Song aus Oberst's Fundus das Herz geschmolzen zu bekommen, wird diesen Weg wohl nicht mehr mitgehen. Wir sehen uns vermutlich bald auf Tour mit Ben Kweller und dem Boss.
9 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 18.05.2009
TRACKLIST
1. Slowly (Oh So Slowly)
2. To All The Lights In The Window
3. Big Black Nothing
4. Air Mattress
5. Cabbage Town
6. Ten Women ***
7. Difference Is Time ***
8. Nikorette
9. White Shoes
10. Bloodline
11. Spoiled
12. Worldwide
13. Roosevelt Room
14. Eagle On A Pole
15. I Got The Reason #2
16. Snake Hill
[ *** Anspieltipps ]
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