Cd-Besprechung

Charlotte Hatherley - Grey Will Fade

Charlotte Hatherley

Grey Will Fade

Double Dragon Music/PIAS
  Vö: 07.02.2005

Bewertung:  11 Punkte
Leserwertung:  14.7 Punkte
Stimmenzahl: 3

Was hat Charlotte Hatherley eigentlich im Sommer 2003 gemacht? Mit ihrer ehemaligen Pop-Band Ash auf dicken Metal-Riff-Rock umgesattelt und das dazugehörige Brett namens „Meltdown“ aufgenommen? Ja, das stimmt. Wer da aber all diese wunderbaren kleinen Pop-Hymnen Marke „Shining Light“ oder „Walking Barefoot“ vergeblich suchte, dem sei als Lösung folgende unter investigativem Spürsinn entstandene Rekonstruktion der möglichen Geschehnisse offen gelegt:

Charlotte H. (Name von der Redaktion nicht geändert) führt ein Doppelleben. Das verblüfft nicht wenige, ist die bekannte Gitarristin auf der Bühne bisher doch zwar immer präsent, aber nie im Vordergrund gewesen und meist etwas kühl und distanziert wirkend. Das, so wird sich später herausstellen, liegt nicht in Ihrer Person, sondern war Teil eines langgehegten Plans, der nun, in besagtem Sommer, endlich verwirklicht werden sollte.
Während Ash also Tag für Tag in Los Angeles im Studio schwitzen um Songs für den „Free All Angels“-Nachfolger einzuspielen, dachte keiner etwas Böses. Charlotte kam genauso pünktlich wie sie wieder ging. Soweit, so gut. Bis eines Tages Tim Wheeler aufgebracht und verwirrt ins Studio gerannt kam: „Die Schublade mit unseren Popsongs! LEER! Alles weg! Genauso wie die übrigen B-Seiten vom letzten Album!“ Keiner wusste wie das passieren konnte. Keiner? … Verzweifeln hilft keinem, und so machten Ash aus der Not eine Tugend. Das Ergebnis hieß „Meltdown“.
Nur Charlotte lachte sich ins Fäustchen… und trifft sich regelmäßig nachmittags mit weiteren Verbündeten, um die heiße Ware schnellstmöglich zu vertonen…

07.02.2005, 1 ½ Jahre später: Hatherley stellt sich. Nicht mit winkendem weißen Handtuch, sondern mit „Grey Will Fade“. „Kim Wilde“, „Summer“ oder „Down“: Die Beweise scheinen eindeutig. „Ich habe es für die Menschen getan“ hört man sie dabei nicht beichten oder rechtfertigen, sondern unterstreichen. Mit einem breiten Grinsen. Im weiteren Verhör stellt sich heraus, dass ein gewisser Eric Drew Feldman am Endergebnis nicht ganz unschuldig zu sein scheint: Das schöne „Where I’m Calling From“ ist nur eines der Markenzeichen eines mutmaßlichen Produzenten von Frank Black, der mit seinen Pixies einer der Auslöser Hatherley’s krimineller Ader gewesen sein muss. Dabei hätten Ash es doch ahnen können: Der Titeltrack der Täterin befand sich bereits auf Ihrer – wo auch sonst – B-Seite zu „There Is A Star“, eine „Free All Angels“-Auskopplung nämlich. So frech muss man erstmal sein!
Und mal ehrlich: Da singt keine böse, schlechtgelaunte Mittzwanzigern, sondern das 17jährige kleine Mädchen, dass die Welt erobern will. Keine Rockröhre, eine eher dünne aber trotzdem unterhaltsame, hohe und Gott sei Dank nie quäkende Stimme. Ihr Versöhnungsangebot: „Bastardo“ – die anderen waren Schuld (“And in the morning when I woke there was no Antonio, Just some money that he’d left for the memory of me, And oh my beautiful guitar, that’s what really broke my heart, Had been stolen by the two-faced low lothario”)! Typ weg: okay, aber Gitarre weg: so nicht! Nicht zu erwähnen, dass das Grau schon längst verzogen ist. Der besungene Sommer lauert doch schon (hier zumindest) …

Urteil: Anklage abgelehnt wegen Verjährung. Eigenständigkeit hat doch überwogen. Und obendrauf 100 Sympathiepunkte für Cleverness, Frechheit, Charme und vor allem: Pop!

11 Punkte (von max. 15)

Fabian Soethof26.01.2005

TRACKLIST
01. Kim Wilde***
02. Rescue Plan
03. Paragon
04. Summer***
05. Down
06. Stop
07. Where I'm Calling From***
08. Why You Wanna?
09. Bastardo***
10. Grey Will Fade***

Bonus Tracks:

11. Commodore
12. S.M.U.T.
[ *** Anspieltipps ]

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