Cd-Besprechung

Cary Hudson - Cool Breeze

Cary Hudson

Cool Breeze

Glitterhouse / Indigo
  Vö: 02.08.2004

Bewertung:  8 Punkte
Leserwertung:  13.0 Punkte
Stimmenzahl: 2

Dicke schwitzende Leiber, miefige Lederklamotten, Bierpfützen, ohrenbetäubendes Motorenröhren unter der Südstaaten-Flagge... gleich zu Beginn dieses Albums windet sich der irritierte Hörer in Schmerzen. „Things Ain’t What They Used To Be“ erinnert unangenehm an den offiziellen Soundtrack vom letzten Harley-Treffen. Breitbein-Schnauzbartträger-Rock der eher abstoßenden Sorte. Irgendwie missraten, dieser Auftakt. Gleich vorab: zum Glück bleibt es nicht dabei.

„Cool Breeze“ ist ein überaus traditionelles Album, geprägt von klassischem Folk-Rock und einer großen Portion Blues. Das wirkt an manchen Stellen ganz schön altmodisch. Nicht von der Hand zu weisen ist dabei aber allemal, dass Hudson sich auf gute Qualität versteht. Denn Gott sei Dank enthält „Cool Breeze“ keinen weiteren Ausfall wie den Opener, sondern durchaus hörenswerte Ideen. Bereits das folgende „What The Old Man Told Me“ zeigt Hudsons Klasse in Sachen Songwriting und Gitarrenspiel. Auch der „Bay Street Blues“ steht dem in nichts nach. Überhaupt: die Musik gerät sehr differenziert, überhaupt nicht grobschlächtig wie man zu Beginn vielleicht noch vermuten wollte. Banjos hier, Mundharmonika dort. Gut ist Hudson aber auch dort, wo er den Großteil der Instrumente mal in den Western-Schuppen sperrt, wie etwa bei „Little Darlin’“, das sich als wirklich nettes Stück entpuppt und allein Hudsons Stimme (und punktuell die seiner weiblichen Begleitung) zur Geltung bringt.

Wo Wilco sich noch ihren Alternativen-Einschlag bewahrt haben, ergeht sich Hudson gänzlich in Altbackenem. Unkonventionelle Ideen oder gar Verschrobenes findet man auf „Cold Breeze“ nicht. Das mag man als Fan ganz hervorragend finden. Andere dürften sich unter Gähnen abwenden. Geschmacksfragen halt.

Aber ganz ehrlich, mir ergeht es nicht anders. An manchen Stellen wird man dem konstanten und konzentrierten Traditionalismus dann doch leicht überdrüssig. Trotz der unbestritten hervorragenden musikalischen Fertigkeiten Hudsons erscheint mir dieses Album leider recht inkompatibel mit den potentiellen Hörgewohnheiten der Bizarre-Radio Leserschaft. Das ändert aber nix daran, dass Hudson ein ganz Gediegener ist. So, jetzt muss ich aber los. Schnell die Lederkluft aus dem Kleiderschrank holen und aufs nächste Biker-Treffen eilen, um den Jungs dort mal bessere Musik zu zeigen. Ich meld mich dann.

8 Punkte (von max. 15)

Martin Baum30.07.2004

TRACKLIST
1. Things Ain't What They Used To Be
2. What The Old Man Told Me ***
3. Cool Breeze
4. 8 Ball Blues
5. Jellyroll
6. Little Darlin' ***
7. Bay Street Blues
8. Ain't No Tellin'
9. Free State Of Jones
10. Don't Hasten Away
11. Haunted House Blues
12. Some Things Never Change
[ *** Anspieltipps ]

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