Cd-Besprechung
Leserwertung: 0.0 Punkte
Stimmenzahl: 0
Musikalische Abstecher europäischer Bands in kulturell fremdländische Gefilde laufen nicht selten Gefahr, ziemlich lächerlich zu wirken. Man denke etwa an die geradezu absurden Country-Eskapaden der deutschen Kombo Truck Stop. Die Broken Family Band aus dem englischen Cambridge beweist, dass es bei Country europäischer Herkunft durchaus intelligente Alternativen zu derlei spießiger Ignoranz gibt. Freilich finden sich zwischen Country amerikanischer Prägung und der englischen “stiff upper lipp” weiterhin keine Gemeinsamkeiten. Doch gerade in dieser Diskrepanz und weiteren dezenten Dissonanzen liegt die Stärke der Broken Family Band.
Ja, hier erklingen die Banjos ohne Unterlass, hier jault die Steel-Guitar ebenso wie die Gesangsstimme. Britisch zurückhaltend mag dies keinesfalls klingen. Umso britischer ist dagegen der finster-humorige Ansatz der Band: “If you work in a whorehouse you gonna get fucked” singt Sänger Steven Adams zu beschwingtem Rhythmus im “Honest Man's Blues”. Weiteres Beispiel? Im unbeschwert melodiösen Opener “Happy Days Are Here Again” klingt dies etwa so: “happy days are here again / [...] so why don't we all get down / and play in the scum / in the banks of the river / we could fuck each other over just for fun.” So sehr man sich hingerissen fühlt, das Album zunächst langweilig zu finden, so sehr zwingen die Texte den Hörer schon bald, genauer hinzuhören. “You're a devil woman / your heart is black / but your body drives me crazy”.
Die Englänger haben mithin die musikalische Primärtugend verinnerlicht. Wo fiese Texte in hartem Gewand allenfalls ein wohlmeinendes Gähnen hervorrufen, steht der Broken Family Band das Schafskostum wesentlich besser. Stark sind allerdings nicht allein die Texte. “Welcome Home Loser” hat auch musikalisch mehr zu bieten als das übliche Country-Einerlei. Stücke wie “Where The Hell Is My Baby?” oder “Yer Little Bedroom” geraten spannungsreich und dynamisch. Bei all diesen guten Ideen verzeiht man gern die vereinzelten Aussetzer und Anflüge musikalischer Statik. Spannung pur auf Albumlänge ist leider auch bei der Broken Family Band nicht drin.
So sehr andere Online-Magazine es auch Glauben machen wollen, “Welcome Home User” ist nicht das Album des Jahrzehnts. Wer jedoch Country-Elementen nicht abgeneigt ist und sich obendrein einen Freund der gepflegten lyrisch-musikalischen Dissonanz nennt, der wird an diesem Album seine Freunde haben.
9 Punkte (von max. 15)
Martin Baum, 23.03.2005
TRACKLIST
1. Happy Days Are Here Again ***
2. Living In Sin
3. O Princess
4. Where The Hell Is My Baby?
5. Yer Little Bedroom ***
6. John Belushi
7. Cocktail Lounge
8. Honest Man's Blues
9. We Already Said Goodbye
10. A Place You Deserve
11. Roman Johnson One
12. The Last Song
13. Wherever You Go
14. Coping With Fear
[ *** Anspieltipps ]
Leserkommentare
Zu dieser Cd-Besprechung wurde noch kein Kommentar geschrieben.
- Um einen Kommentar zu schreiben, musst du dich einloggen.
BIZARRE RADIO PRÄSENTIERT
Neue Beiträge im FORUM
- Der letzte und der erste Song des Jahres... 27.03.25, 21:23 // oliiiwaa889
- Pelicans Dyson Daniels Wounded 01.03.25, 22:32 // TamaraNWofford
- DieStimme - Die Maske fällt Maxi 05.02.25, 14:25 // vagofe
- Suche ähnliche Stimme wie.... 29.01.25, 17:28 // antiguans2
- eigene Handschrift deuten 29.01.25, 17:12 // antiguans2
- eure namen auf japanisch 29.01.25, 17:09 // antiguans2
- Geld 29.01.25, 17:07 // antiguans2
- Saufen für Profis 29.01.25, 17:04 // antiguans2
- What Manufacturer 29.01.25, 17:02 // antiguans2
- Proteste in Burma 14.12.24, 16:29 // duffytraciezs