Cd-Besprechung
Leserwertung: 13.4 Punkte
Stimmenzahl: 5
Ein Schweizer will ne' geile Elektro-Band starten, also holt er sich für den größtmöglichen kosmopolitischen Stylefaktor die Inspiration in Barcelona, zieht dann das Ding in Berlin durch und verteilt bandintern coole Pseudonyme wie "Polka Verdi" oder "Zora La Viperine". Bonaparte springen auf den Hedonistenzug auf, den Bands wie Klaxons oder Goose ins Rollen gebracht haben. So gesehen ist das nichts neues, allerdings sollte bei einem solchen Unterfangen die Qualität stimmen um den Overflow an schlechten Nachahmern in Grenzen zu halten (remember Nu-Metal oder "The"-Bands?).
Bonaparte stellen sich der Herausforderung und verlegen ihr erstes Album selbst, zu beziehen ist das Resultat "Too Much" fürs erste auch nur in digitaler Form.
Die Nachfrage nach Vinyl wird jedoch unter Indie-DJs vermutlich bald ansteigen, denn die ersten Zeilen "Do you wanna party with the Bonaparte?" sind durchaus wörtlich zu nehmen. Ungestüm wird hier losgestylt, die Hedonisten reißen die Hände in die Höhe. "Who took the pill?" fährt mit schnellen Konservendrums, Schrammelgitarre und Sprechgesang ordentlich in die Beine. Die Keyboards sind dezent-passend im Hintergrund zu finden, woran sich einige Nu-Rave-Whatever Bands eine Scheibe abschneiden könnten. Außerdem heißt bei Bonaparte langsam nicht gleich langweilig, "Tu Me Molas" gehört mit seinem Air-artigen Refrain zu den Glanzstücken auf "Too Much". Die Kehrseite der Medaille nehmen die allzu gewollten Styler-Stücke ein. Das mit nerviger Katerstimme dahinwabernde "Lvdngrsvlngklls", die ach so tolle Punchline in "Anti Anti" und der textlich grenzwertige Titeltrack "Too Much" etwa: Wenn man voller Stolz Zeilen wie "You know politics/I know partychicks" singt, wandelt man auf einem sehr schmalen Grat der Ironie - zwischen tatsächlich witziger Selbstverarsche und trotzig-arroganter Dümmlichkeit. Beurteilen kann man das vermutlich nur, wenn man die Band schon mal auf der Bühne gesehen hat.
Live kommen Bonaparte sicher auch cooler als auf Platte/Mp3. Zumindest in Berlin. Was allerdings vor ihnen liegt, ist die Ochsentour durch die Indieklitschen des Landes, wo sich zeigen wird, ob die Musik überall und bei jedem das Erzeugen kann was sie will - Party nämlich. Nicht mehr und nicht weniger. Denn bei einer Erzählung von einem guten Bonaparte-Konzert werden wohl mehr Worte zu den Themen Sex und Frisuren fallen als zur Musik.
6 Punkte (von max. 15)
Benedikt Ernst, 21.03.2008
TRACKLIST
1. Do You Want To Party?
2. Who Took The Pill? ***
3. Too Much
4. Anti Anti
5. Ego
6. Lvdngrslvngklls
7. Wrygdwylife
8. Tu Me Molas ***
9. No, I'm Against It
10. Blow It Up
11. I Can't Dance
12. A-A-Ah
13. 3 Minutes In The Brain Of Bonaparte
14. Bienvenido
15. Gigolo Vagabundo
[ *** Anspieltipps ]
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